Christof Industries-Zentrale in Graz
Wirtschaft

Christof Industries Austria insolvent

Das auf Anlagenbau, Industrieservice und Umwelttechnologien spezialisierte Familienunternehmen Christof Industries hat am Freitag für seine Tochter Christof Industries Austria ein Sanierungsverfahren beantragt. 350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind betroffen.

Am Freitag wurde das Verfahren ohne Eigenverwaltung eröffnet. Von der Insolvenz sind – neben den 350 Mitarbeitern – rund 690 Gläubigerinnen und Gläubiger betroffen. Laut dem KSV handelt es sich um die größte steirische Pleite in diesem Jahr, noch vor jener des Großhändlers Hausmann – mehr dazu in Großhändler Hausmann ist insolvent (22.8.2022). Im Zuge der angestrebten Fortführung werden auch Restrukturierungsmaßnahmen angepeilt: Die laut Unternehmen gute Auftragslage ist dabei eine Sache, auf der anderen Seite könnten Reduktionen bei Arbeitsplätzen stehen.

Gesamtpassiva bis zu 94,75 Mio. Euro

Die Passiva in dem laut AKV vorgelegten Status zu Liquidationswerten bezifferte man mit rund 66,1 Mio. Euro, wovon rund 20,9 Mio. auf Bankverbindlichkeiten, rund 11,5 Mio. Euro auf Lieferantenverbindlichkeiten und der Rest auf Sonstiges – Anzahlungen, Dienstnehmer, Rückstellungen – entfallen. Eventuell könnte es zu Schadenersatzansprüchen und Ähnlichem aufgrund der Insolvenzsituation kommen – diese beziffert man mit rund 28,7 Mio. Euro, sodass sich die Gesamtpassiva auf rund 94,75 Mio. Euro erhöhen könnten.

Die Aktiva bewertete man laut KSV mit rund 12,2 Mio. Euro, bestehend aus Bankguthaben, der Betriebs- und Geschäftsausstattung, Materialvorräten sowie Lieferforderungen, welche jedoch teilweise zediert seien. Das freie Aktivvermögen belaufe sich demgemäß auf rund 6,21 Mio. Euro. Auffallend sei dem AKV zufolge die Wertberichtigung erheblicher Forderungen gegenüber verbundenen Unternehmen.

Auch bei Kunden Zahlungsverzögerungen

Hinsichtlich der Insolvenzursachen wurden in erster Linie die CoV-Krise bzw. dabei begleitende Maßnahmen genannt: Diese hätten nicht nur zu erheblichen Kostensteigerungen bei internationalen Projekten aufgrund der Unplanbarkeit geführt, sondern auch zu erheblichen Projektverzögerungen – so konnten Milestone-Payments erst mit erheblicher Verzögerung lukriert werden, wodurch die Liquiditätslage des Unternehmens erheblich beeinträchtigt wurde.

Die Verzögerungen führten zudem zu Auftragsverschiebungen, sodass eine zeitgerechte Abarbeitung kaum bewältigbar war. In den vergangenen zwei Jahren seien laut Christof auch „massive Lieferverzögerungen und enorme Preissteigerungen von teilweise 200 bis 300 Prozent bei Vormaterialien“ sowie Energie und Transporten aufgetreten. Diese hätten sich bei laufenden Projekten nicht in die Kalkulation überwälzen bzw. weitergeben lassen und hätten Ergebnis und Liquidität enorm belastet. Der Ukraine-Krieg habe wiederum mit Lieferkettenproblemen und Energiekostensteigerungen zu Buche geschlagen. Bei zwei Großprojekten soll es zu Ausfällen im zweistelligen Millionenbereich gekommen sein.

Fortführung angestrebt

Nichtsdestoweniger blickt die Geschäftsführung der Christof Austria GmbH optimistisch in die Zukunft: Durch die hohen F&E-Investitionen der letzten Jahre in nachhaltige Technologien für die Dekarbonisierung sowie die Vorreiterrolle bei der ESG-Zertifizierung nehme die gesamte Unternehmensgruppe eine Führungsposition in der Branche ein. Das klare Ziel sei die Unternehmensfortführung, heißt es in der Aussendung.

Familienunternehmen in Anlagenbau

Christof Industries Austria GmbH (CIA) ist ein Tochterunternehmen der Christof Industries Unternehmensgruppe. CIA beschäftigt an den Standorten Wels, Graz, Werndorf und Wien rund 350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit einer Lehrlingsquote von über zehn Prozent und erwirtschaftete im Jahr 2021 einen Umsatz von 138 Millionen Euro. Das Unternehmen ist im Anlagenbau sowie im Bereich Entwicklung, Instandhaltung und Service von Industrieanlagen und Kraftwerken tätig.

Christof Industries ist eine familiengeführte, ESG-zertifizierte Unternehmensgruppe und Spezialist für die Entwicklung von Industrieanlagen, den Anlagenbau sowie die Installation und Wartung mit innovativer Technologie. Unter der Dachmarke Christof Industries firmieren 26 Einzel- und Tochterunternehmen mit über 4.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in insgesamt 16 Ländern.