Verschiedene Tabletten in einer Aufbewahrungsbox
APA/dpa/Jens Kalaene
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Gesundheit

Medikamentenmangel, aber kein Engpass

Mehr Kontakte und weniger Schutzmaßnahmen lassen die Zahl der Infekte abseits von Covid-19 wieder ansteigen. Bei einigen Medikamenten gibt es Lieferschwierigkeiten – dennoch wollen Apotheken und Ärzte nicht von einem Versorgungsengpass sprechen.

Viele Laden in den Apotheken sind derzeit eher schlecht bestückt: Vor der Pandemie waren 150 Medikamente nicht lieferbar, aktuell sind es 450. „Das geht quer durch die Bank: Antibiotika, Schilddrüsenmedikamente, Cortison-Präparate, Blutdruckhemmer, das ist alles Mögliche. Wir verbringen in etwa zehn Stunden in der Woche damit, dass wir da Lösungen suchen“, sagt der Präsident der steirischen Apothekerkammer, Gerhard Kobinger.

Nachfrage übersteigt Angebot und Nachlieferungen

Die Gründe sind vielfältig: „In der Pandemie, wo wir alle Masken getragen haben, Abstand gehalten haben, hat es sehr wenige bakterielle Infektionen gegeben und da hat man weniger Antibiotika gebraucht. Jetzt ist das ungefähr doppelt so hoch wie vor einem Jahr, und da übersteigt die Nachfrage das Angebot und die Nachlieferungen“, so Kobinger weiter.

Medikamentenmangel in Österreich

In den heimischen Apotheken kommt es immer öfter zu Medikamentenmangel. Aktuell seien 450 Medikamente nicht lieferbar. Von einem Versorgungsengpass wolle man aber noch nicht sprechen und zumeist können Ersatzprodukte gefunden werden.

Zudem wird der Großteil der Medikamente in Fernost produziert – Staus in der Containerschifffahrt wirken sich unmittelbar aus: „Bei dem einen oder anderen Medikament ist es wirklich sehr schwierig, ein wirkstoffähnliches oder wirkstoffgleiches Präparat zu finden – zum Beispiel Cortison-Präparate, da gibt es ein paar, die wirklich schwierig zu ersetzen sind, und da sind wir lange auf der Suche.“ sagt der Hartberger Allgemeinmediziner Alexander Moussa.

Streitpunkt Hausapotheke

Probleme gibt es laut Kobinger auch an der Schnittstelle Arzt-Apotheke, wenn etwa Medikamente verschrieben werden, die es nicht gibt. Die AGES-Liste der nicht lieferbaren Medikamente sollte tagesaktuell in die Ärzte-Software übernommen werden, so Kobinger: „Da weiß der Arzt, das könnte knapp werden, das könnte nicht lieferbar sein, da verordne ich etwas anderes.“

Die Ärztekammer fordert hingegen, dass Ärzte Notfallmedikamente selbst abgeben dürfen: „Wenn man weiß, was man in der Lade hat, was man dem Patienten unmittelbar und sofort geben kann, wäre das für die Patientenversorgung der bessere Weg“, so Moussa. Die Apothekerkammer sieht dafür keine Notwendigkeit: Es gebe ein engmaschiges Apothekennetz mit längeren Öffnungszeiten, als sie Ordinationen haben.