Weltweit werden Jahr für Jahr ganze Bienenvölker von einem hochansteckenden bakteriellen Erreger heimgesucht, der die Larven in den Bienenwaben verfaulen lässt. Imker erleiden hohe Verluste, aber auch die Landwirtschaft wird in Mitleidenschaft gezogen, weil durch die zurückgehenden Bienenbestände der Bestäubungsgrad reduziert wird. In vielen Ländern – so auch in Österreich – ist der Einsatz von Antibiotika zur Bekämpfung der Faulbrut verboten – die befallenen Stöcke müssen vernichtet werden.
Bienenkönigin bekommt Vakzin
Der Mensch kann sich bereits durch Impfungen gegen eine ganze Reihe von Infektionskrankheiten schützen. Um Bienen gegen die bakterielle Infektion Faulbrut zu wappnen, könnte diese Methode schon bald auch bei der Honigbiene angewendet werden: Eine internationale Studie mit Beteiligung von Forscherinnen und Forschern der Uni Graz belegt die positive Wirkung des ersten Vakzins für die sozialen Insekten. Die Ergebnisse wurden in der jüngsten Ausgabe von „Frontiers of Veterinary Research“ veröffentlicht.
„Fragmente des toten Bakteriums werden der Bienenkönigin einmalig über die Nahrung verabreicht und lösen eine Immunreaktion aus“, schildert die Grazer Bienenforscherin Dalial Freitak das Prinzip hinter der Impfung. Die immunisierte Bienenkönigin kann offenbar den Immunstatus des Nachwuchses aktiv beeinflussen: „Wir konnten zeigen, dass Larven nach der Impfung ihrer Königin gegen Faulbrut deutlich resistenter waren, als der Nachwuchs der Kontrollgruppe, die ein Placebo erhalten hat“, erklärt Freitak.
Auch für andere Krankheiten denkbar
Die Wirksamkeit dieser „Schluckimpfung“ bewies Freitak im Rahmen einer internationalen Studie an rund 30 Bienen, die das Biotech-Startup Dalan Animal Health in Athens, Georgia (USA), konzipierte. Durchgeführt wurde sie vom Team der Uni Graz in Graz und Spanien.
Geplant sei, den Impfstoff im kommenden Jahr in den USA auf den Markt zu bringen. Aus Sicht der Zoologin eröffne die Behandlungsweise „völlig neue Perspektiven, um schwere Krankheiten bei Insekten zu bekämpfen.“