FPÖ Graz
ORF
ORF
Politik

FPÖ Graz: Wie geht es weiter?

Ausgeschlossene Parteimitglieder, kurzfristig abgesagte Parteitage, Namensstreitigkeiten: Die Grazer FPÖ erlebt Chaostage. Doch wie geht es nun weiter, und inwieweit hat sich das alles auf das Vertrauen in die steirische FPÖ ausgewirkt?

FPÖ-Landesparteiobmann Mario Kunasek ist sich bewusst, dass die Schritte, die in den letzten Tagen gesetzt wurden, nicht unmittelbar zur Beruhigung in der Partei beitragen würden – mehr dazu in FPÖ Graz: Ausschlüsse laut Kunasek „notwendig“.

„Konstruktiv mit der aufgeheizten Stimmung umgehen“

Daher will er in Graz so schnell wie möglich Bezirksparteitage durchführen und möglichst zeitnah auch einen ordentlichen FPÖ-Parteitag, wo dann ein neuer Obmann gewählt werden soll: "Es liegt in der Hand der Grazer Freiheitlichen, auch der Mitglieder und Delegierten, jetzt vernünftig und konstruktiv mit dieser sehr aufgeheizten Stimmung umzugehen“, so Kunasek.

Mario Kunasek im Gespräch

Nach den turbulenten Tagen bei der FPÖ Graz hat Freitagnachmittag Landesparteiobmann Mario Kunasek die Zeichen auf Neustart gestellt – wieder einmal, denn schon im Vorjahr wollte man nach dem Bekanntwerden des Finanzskandals rund um den früheren FPÖ-Vizebürgermeister Mario Eustacchio neu durchstarten: „Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende“, so Kunaseks Fazit nun.

Kunasek betont noch einmal, dass nicht nur die Wiederaufnahme von Gemeinderat Roland Lohr in den Grazer Klub ignoriert worden sei, sondern auch andere Beschlüsse: So wollte und sollte man auf Landes- und Stadtebene geschlossen über Parteisekretär Stefan Hermann kommunizieren oder auch einen gemeinsamen Anwalt nehmen – beides habe der Grazer Klub nicht umgesetzt. Im übrigen sei Lohr zwar Beschuldigter, aber nicht verurteilt. Kunasek warnte davor, dem Bauchgefühl zu folgen: „Fakten zählen und die ermittelt die Behörde.“

„Klare und rasche Konsequenzen“

Vor wenigen Wochen sah sich Kunasek bereits als künftigen Landeshauptmann – an diesen Einstellung habe sich auch nach dem neuerlichen Wirbel in der Grazer Stadtpartei nichts geändert: „Ja, deshalb ist es ja wichtig, jetzt klare Konsequenzen und rasche Konsequenzen zu ziehen. Die Landtagswahl wird kommen, wir stehen in den Umfragen auf Augenhöhe mit ÖVP und SPÖ – wir haben alle rund 24, 25 Prozent, und deshalb bin ich überzeugt, dass diese Schritte jetzt notwendig waren, um entsprechend dann auch wieder schlagkräftig in die Landtagswahl gehen zu können“, so Kunasek.

Wahlforscher: „Selbstvernichtungspenetranz“

Für den Grazer Wahlforscher Heinz Wassermann kommt die Zerstrittenheit innerhalb der FPÖ nicht überraschend, „allerdings von dieser Härte und mit dieser fast schon Selbstvernichtungspenetranz ist es fast als einzigartig zu bezeichnen“.

Wassermann kann sich durchaus vorstellen, dass die steirische FPÖ durch diese Turbulenzen bei der nächsten Landtagswahl auch Wähler verlieren wird: „Das wäre zumindest einmal anzunehmen. Die Frage ist nur, wohin sich diese Wähler dann bewegen werden. Wenn man jetzt noch davon ausgeht, wie schwach die FPÖ auf Stadtebene zum Beispiel bei Landtagswahlen ist, da wird es sehr spannend werden, wie die nächsten Wahlen dann ausgehen werden.“

Bis zur Landtagswahl ist noch viel Zeit

Wassermann räumt aber auch ein, dass bis zur nächsten Landtagswahl – im Normalfall frühestens im Jahr 2024 – wieder Gras über diese Sache wachsen könnte, aber auch, dass enttäuschte FPÖ-Wähler laut Studien eher ins Nichtwählerlager wechseln.