Symboldbild: Ein Mann posiert mit einem Telefon als Betrüger.
APA/dpa/Julian Stratenschulte
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Chronik

Falscher Polizist in flagranti erwischt

Die Polizei in Graz hat einen Deutschen verhaftet, der als Hintermann in einem ganzen Netzwerk falscher Polizisten fungiert haben soll. Eine 80-Jährige hatte dem Betrüger mit Hilfe von Beamten eine Falle gestellt, sodass der 38-Jährige bei Abholung der Beute gefasst werden konnte.

Die Masche ist längst nicht neu und dennoch kommt es seit Jahren immer wieder zu schweren Betrugsdelikten durch falsche Polizisten. Mehr dazu etwa in „Kontrolle“ durch falsche Polizisten (1.8.2022) oder in Falsche Polizisten schlugen wieder zu (23.7.2022).

80-Jährige trickste Betrüger aus

Auch im Oktober kam es wieder gehäuft zu solchen Telefonanrufen, und einer davon erreichte eine 80-jährige Grazerin. Diese aber reagierte raffiniert, ließ sich auf keine Forderung ein und verständigte die Polizei. In Absprache mit den Beamten willigte sie schließlich ein, den Täter in die Falle zu locken. Und so vereinbarte die Grazerin am nächsten Tag mit dem Telefontrickbetrüger einen Termin, an dem Wertgegenstände an einen Abholer übergeben werden sollten. Statt des Opfers warteten schließlich Betrugsermittler am vereinbarten Übergabeort und konnten so einen 38-jährigen Deutschen verhaften, der die Beute abholen wollte.

Gold- und Silbermünzen in Hotel gefunden

Laut Polizei fungierte der 38-Jährige als Hintermann in einem Netzwerk falscher Polizisten. Bei einer Hausdurchsuchung im Hotelzimmer des Deutschen stellten die Beamten weitere Beute sicher, die – wie sich herausstellte – einer 78-jährigen Grazerin herausgelockt worden war. Die Frau hatte dem Täter Gold- und Silbermünzen im Wert von mehreren zehntausend Euro übergeben, aber keinen Verdacht geschöpft. Ihr wurden die Wertgegenstände laut Polizei wieder ausgehändigt.

Der festgenommene 38-Jährige wurde in die Justizanstalt Graz-Jakomini gebracht. Er wird in den Fällen der beiden Grazerinnen des schweren, teils versuchten Betrugs verdächtigt, laut Polizei könnte er aber auch noch für weitere ähnliche Betrugsdelikte verantwortlich sein – entsprechende Ermittlungen laufen noch. Der 38-Jährige selbst ist teilweise geständig.

Weitere Grazerin übergab Goldbarren

Ihr Geld wohl verloren hat dagegen eine 54-jährige Grazerin, die erst am Mittwoch von einem falschen Polizisten kontaktiert worden und laut Polizei mit folgenden Worten unter Druck gesetzt worden war: „Ihr Sohn hat einen tödlichen Verkehrsunfall verursacht. Er ist festgenommen. Sie können eine Kaution in der Höhe von 85.000 Euro hinterlegen.“ Die Grazerin stimmte daraufhin zu, Goldbarren beim Bezirksgericht Bruck an der Mur zu übergeben, erstattete aber erst danach Anzeige. Der Schaden beträgt mehrere zehntausend Euro.

Täter suchen Opfer im Telefonbuch

Im Zuge der laufenden Ermittlungen hat die Polizei mittlerweile aber auch schon gute Einblicke in die Vorgehensweise der Täter bekommen, wie ein Betrugsermittler schildert: „Die Anrufer rufen ihre Opfer aus dem Ausland an. Zumeist befinden sich mehrere Täter – auch Frauen, welche arbeitsteilig agieren – in einer Wohnung, wenn man so will, in einem ‚Callcenter‘. Ausgesucht werden die Opfer aus dem Telefonbuch, zum Teil über die Vornamensuche, dabei werden bewusst alt klingende Vornamen gewählt.“

Im Detail würden die Betrugsmaschen aber voneinander abweichen: „Einmal ist es der korrupte Bankbetreuer, dann der Verkehrsunfall eines Angehörigen oder Einbruchsdiebstähle in der Umgebung. Die Kriminellen sind einfallsreich.“ Die Betrugsermittler betonen daher einmal mehr: „Die echte Polizei wird niemals Geld, Gold oder Schmuck abholen. Kontaktieren Sie im Zweifel unverzüglich die Telefonnummer 133.“