Hitze, Trockenheit
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Landwirtschaft

Dürre setzt der Landwirtschaft zu

Die steirischen Landwirtinnen und -wirte haben auch heuer wieder die Auswirkungen des Klimawandels zu spüren bekommen. Durch die ausgeprägte Trockenheit und wegen zu hoher Temperaturen gab es Ernteeinbußen, bei Mais liegen sie etwa im Schnitt bei 20 Prozent.

Um rund ein Drittel weniger Regen in den heurigen Wachstumsmonaten und um drei Grad Celsius zu hohe Temperaturen: Die steirischen Bauern hatten heuer – wie fast schon jedes Jahr – mit besonderen Bedingungen zu kämpfen. „Der Klimawandel ist sichtbar und spürbar“, so Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Titschenbacher.

Schäden in zweistelliger Millionenhöhe

Im Vergleich zum letzten Jahr haben sich die Dürreschäden in der Steiermark mehr als verdoppelt und belaufen sich auf 32 Millionen Euro. Alleine in der Landwirtschaft beläuft sich das Schadensausmaß durch Wetterkapriolen dieses Jahr auf insgesamt 42 Millionen Euro.

Trotz Einbußen bleibt Mais Nummer eins

Besonders auffällig sind die starken Schwankungen beim Maisertrag: Dieser reicht von fünf bis 16 Tonnen pro Hektar Anbaufläche. Schuld daran sei die Trockenheit von Juni bis August gewesen, schilderte Titschenbacher. Insbesondere auf den südwärts gerichteten Hügellagen wurden Ausfälle von bis zu zwei Dritteln verzeichnet.

Ernteeinbußen bei Mais

Seit Donnerstag liegt die steirische Erntebilanz für das heurige Jahr vor. Demnach können sich die Wein- oder auch die Kürbisbauern über eine sehr gute Ernte freuen. Nicht so gut schaut es bei den Maisbauern aus. Sie beklagen Einbußen bis zu 25 Prozent.

Dennoch bleibe der Mais der „Brotbaum“ in der Steiermark, unterstrich Vizepräsidentin Maria Pein bei der Pressekonferenz in Graz. 58.599 Hektar wurden 2022 in der grünen Mark angebaut, das sind knapp 47 Prozent der gesamten steirischen Ackerfläche.

Profiteure der neuen Bedingungen

Zum ersten Mal seit 2018 gibt es im Apfelanbau wieder eine gute Durchschnittsernte zu verbuchen. Bei der Birne hingegen wurden nur etwa 80 Prozent der Normalernte eingebracht. Eine Versorgung des heimischen Marktes sollte aber bis ins Frühjahr möglich sein. Positiv waren auch die Erntemengen beim Steinobst, wo heuer besonders große Früchte gewachsen sind.

Südsteiermark
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Vor allem dem Wein kommen die wärmer werdenden Bedingungen zugute. Der heurige Jahrgang soll ein besonders fruchtbetonter werden.

Bei den Weintrauben lässt der Sommer eine gute Qualität des Weins erwarten. Ungewöhnlich war, dass bereits Anfang Oktober 90 Prozent der Trauben geerntet waren. Im Vorjahr war das erst zehn bis 14 Tage später der Fall. Die Ernte war mit 259.000 Hektoliter insgesamt höher als im Vorjahr. Erste Verkostungen würden zeigen, dass der Jahrgang 2022 ein „fruchtbetonter Wein mit harmonischem Säurespiel“ sein dürfte.

Strategie gegen große wetterbedingte Ausfälle

Um gegen die Hitze und Trockenheit besser gewappnet zu sein, will man Humusaufbau und Wasserschutz weiter in die Reihen der Landwirte bringen. Bisherige Erfahrungen hätten gezeigt, dass Bauern mit Wasserschutzmaßnahmen höhere Erträge hatten – selbst auf schwierigen Böden, so Vizepräsidentin Pein.

Humus kann das Fünffache seiner Masse an Wasser speichern, schilderte Experte Daniel Pucher. Darum beginne nun nach der Ernte das „Wellnessprogramm für den Regenwurm“. Unterstützt wird der Humusaufbau mit deutsch-amerikanischem Know-how: Auf oststeirischen Versuchsflächen werden Sensoren in den Boden eingesetzt. Sie erkennen unter anderem, wie gut der Boden das Wasser aufnimmt. Die Erkenntnisse sollen beim Praktikerforum den Landwirten vermittelt werden, erklärte Kammerdirektor Werner Brugner.