Regal mit mehreren Urnen im Geschäft des Bestatters
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Chronik

Urne mittlerweile beliebter als Sarg

Das Geschäft mit dem Tod hat sich maßgeblich verändert: Durch die Pandemie, die Wirtschaftskrise und die Abwanderung am Land gibt es immer häufiger Urnenbestattungen – im Gegenzug werden Grabbeisetzungen seltener.

War die Beisetzung des menschlichen Leichnams in ein Grab bis vor einigen Jahren noch üblich, hat sich das in den vergangenen Jahren stark verändert: Der Trend geht hin zur Urnenbestattung.

Klaus Moser, Innungsmeister der steirischen Bestatter, hat in seinem Betrieb in Murau mittlerweile mehr Urnenbestattungen als Erdbestattungen: „Vor 15 Jahren haben wir einen Kremationsanteil von 14 Prozent gehabt und voriges Jahr von 57. Steiermarkweit liegen wir etwa bei 70 Prozent.“

Folgekosten bei Gräbern höher

Die finanziellen Einschränkungen und die Pandemie würden viele zum Umdenken anregen, meint Moser: „Die Verabschiedung in einem großen Personenkreis war nicht möglich, und im Zuge der Wirtschaftskrise hat der eine oder andere gesagt, ich kann das in dieser Art und Weise nicht mehr durchführen, und da merkt man, dass die Leute sparen müssen.“

Laut Vorsorgeversicherungen sollte man für ein Begräbnis mit 7.000 bis 9.000 Euro an Kosten rechnen. Urnenbestattungen sind nicht wesentlich billiger, es entfallen aber die Folgekosten für das Grab und die oft aufwendige Grabpflege. Auch das veränderte Familiengefüge und die Abwanderung vom Land würden dazu führen, dass sich steiermarkweit 70 Prozent für eine Urnenbestattung entscheiden.

Vorlieben haben sich geändert

Sehr viele nehmen auch alternative Bestattungsarten an und setzen die Urne zum Beispiel in einem Friedwald bei, sagt Moser: „Wir haben vor zehn Jahren noch keinen Friedwald gehabt, und inzwischen sind schon zwei in Betrieb, und es sind einfach neue Trends gekommen, und diese setzen eine Kremation voraus.“ Auch in bestehenden Friedhöfen entstehen immer häufiger Areale, um Urnenbeisetzungen bei einem Baum oder in einer parkähnlichen Fläche zu ermöglichen.

Friedhöfe im Umbruch

Allerheiligen und Allerseelen sind für viele die Zeit für Friedhofsbesuche – oder waren es zumindest einmal, denn die Gedenkkultur ist schon lange im Umbruch. Das offenbart sich auch bei einem Blick auf die Friedhöfe – am deutlichsten vielleicht auf dem Wiener Zentralfriedhof. Aufgegebene und verfallende Grabstellen sind dort mehr als augenfällig – mehr dazu in Friedhöfe im Umbruch (news.ORF.at).