Verkehr

Neuer S-Bahn-Ring plus Tunnel für Graz

Die Stadt Graz hat am Montag Pläne für den Ausbau des öffentlichen Verkehrs präsentiert. Eine neue Studie konzentriert sich dabei auf den Ausbau des S-Bahn-Netzes mit einem kurzen Tunnel in der Stadt.

Schon kleinste Verkehrsbehinderungen führen in Graz oft zum kompletten Stillstand des Verkehrs. Mitverantwortlich dafür sind laut Stadt Graz auch die Einpendlerinnen und -pendler – gerade sie will die Stadt nun zum Umsteigen auf den öffentlichen Verkehr überzeugen, hieß es am Montag bei der Präsentation einer neuen Studie zum Ausbau des öffentlichen Verkehrsnetzes.

S-Bahn von Messe bis Hauptbahnhof

Laut Vizebürgermeisterin Judith Schwentner (Grüne) gibt es in Graz 770.000 Autofahrten täglich: „Jede zweite Autofahrt geht über die Stadtgrenze von Graz hinaus, davon wiederum betreffen nur 15 Prozent der Fahrten insgesamt öffentliche Verkehrsmittel. 85 Prozent der Fahrten passieren mit dem Auto“, sagte Schwentner.

Die von der Stadt Graz in Auftrag gegebene neue Studie kommt zu dem Schluss, dass ein Ausbau des S-Bahn-Netzes mit einem Tunnel von der Grazer Messe zum Hauptbahnhof, beziehungsweise zum Köflacher Bahnhof, sowie zusätzliche Haltestellen und ein verdichteter Takt laut Berechnungen die beste Lösung sei, sagte Studienautor Willi Hüsler. Würde der Hauptbahnhof zum Hauptzentrum aller Einpendler werden, wäre dieser schnell an der Kapazitätsgrenze und müsste teuer erweitert werden: „Wir sind auch der Meinung, dass es für die Entwicklung der Stadt Graz besser ist, dass wir kein Superzentrum schaffen, wo alles zusammenkommt, sondern dass wir das dezentralisieren, dass wir mehrere sehr gut erschlossene Gebiete in dieser Stadt haben“, so Hüssler.

60 Prozent mehr Fahrgäste?

Zusätzlich müsse man auch bei der Verteilung der Ressourcen, also beim Geld, Prioritäten setzen, sagte der Schweizer Verkehrsplaner am Montag in Graz: „Es ist sicher nicht möglich, dass wir in Zukunft weiterhin ein Wettrüsten zwischen öffentlichem und privatem Verkehr veranstalten. Das ist sehr teuer, wenn wir gleichzeitig die Straßenkapazitäten, die Parkkapazitäten massiv erhöhen wollen und das Angebot im öffentlichen Verkehr.“ Laut Hüsler würde eine Verdichtung der S-Bahn längerfristig rund 60 Prozent mehr Fahrgäste bringen. Hüsler zog einen Vergleich mit Zürich. "Wir hatten rund 149.000 Fahrgäste im „Öffi"-Verkehr, als wir vor 30 Jahren mit den Linien über die Stadtgrenzen gingen, nun sind es 500.000.“ In Genf habe man einen Innenstadttunnel in Betrieb genommen, in Bern wurde die S-Bahn erfolgreich ausgebaut, nannte Hüsler Beispiele.

Stadt will mit Bund und Land über Finanzierung verhandeln

Von der Wirksamkeit der eingesetzten Kosten brächte ein ausschließlicher Straßenbahnausbau und eine U-Bahn am wenigsten, so der Verkehrsfachmann. Tunnelvarianten der S-Bahn in Graz und maximaler S-Bahn-Ausbau seien am wirksamsten. Die Stadt sieht sich durch die Studie bestätigt, dass der Ausbau des kurzen S-Bahn-Ringes die zielführendste Lösung sei. Nun will die Stadt mit dem Bund und dem Land über die Finanzierung verhandeln und detaillierte Ausbaupläne vorstellen. Als Nächstes soll der bis Dezember zu fassende Grundsatzbeschluss im Gemeinderat zum Ausbau kommen, dann wäre das Land am Zug.