Gericht Graz
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Chronik

„Widerwärtige Taten“: Pfleger verurteilt

In Graz musste sich am Mittwoch ein ehemaliger Pfleger vor Gericht verantworten. Der 33-Jährige soll im Haus seines verstorbenen Patienten Schmuck und Geld gestohlen haben. Er wurde zu einer Haftstrafe verurteilt.

„Es handelt sich um äußerst widerwärtige, verabscheuenswürdige, perfide Straftaten, die an pflegebedürftigen Menschen begangen wurden“, so Staatsanwalt Hansjörg Bacher am Donnerstag. Der angeklagte Rumäne musste sich zusammen mit seiner 30-jährigen Frau im Grazer Straflandesgericht verantworten. Beide wurden zu Haftstrafen verurteilt: Der Pfleger wegen Raubes und versuchten schweren Diebstahls zu vier Jahren. Außerdem wurde er des versuchten schweren Diebstahls an einer 93-Jährigen in Oberösterreich für schuldig befunden. Seine Frau soll im zweiten Fall Anstifterin gewesen sein, sie bekam drei Jahre und vier Monate Haft.

Schmuck statt Spinnweben entdeckt

Im Jahr 2018 soll der Pfleger einen Mann in der Nähe von Graz in dessen Haus betreut haben. Trotz ausdrücklichen Verbots ging der Pfleger dabei in das Zimmer der Ehefrau des betagten Mannes. Eigenen Angaben zufolge sollte er „Spinnweben entfernen“. Dabei entdeckte der Rumäne ein Geheimversteck, in dem sich Schmuck und Bargeld befanden. Nachdem der von ihm betreute Mann gestorben war, beendete der Pfleger den Dienst in dem Haus.

Ehefrau mit Betäubungsmittel ruhig gestellt

Allerdings rief er die Witwe offenbar immer wieder an, um – nach Meinung des Anklägers – zu schauen, wann die Luft rein sei. Als die Pensionistin ihm erzählte, dass sie im Spital sei, schritt er zur Tat. Zusammen mit einem Komplizen drang er über den Balkon in das Schlafzimmer der Frau ein. Diese war aber schon aus dem Spital entlassen worden und lag schlafend im Bett. Als sie wach wurde, soll der Rumäne sie brutal aufs Bett gedrückt und ihr ein Betäubungsmittel verabreicht haben. Dann stahl er Schmuck im Wert von 15.400 Euro, Bargeld und eine Handy.

Die Frau leide seit damals an „massiven psychischen Folgen“ dieser Tat und verbarrikadiere sich am Abend immer in ihrem Zimmer, beschrieb der Staatsanwalt. Die Täter konnten damals unerkannt entkommen.

Auch Beteiligung an weiterem Diebstahl

2021 soll der Rumäne zudem an einem Diebstahl in Oberösterreich beteiligt gewesen sein. Die Cousine seiner Frau wurde über eine Agentur an eine 93-Jährige vermittelt und betreute sie. Die ebenfalls am Donnerstag in Graz Angeklagte Frau des Rumänen soll ihre Verwandte aufgefordert haben zu schauen, ob es Wertgegenstände gebe. Die Pflegerin entdeckte tatsächlich einen Koffer mit Goldbarren und Münzen in einem Keller mit einem Gesamtwert von 934.000 Euro.

Es wurde vereinbart, dass die Pflegerin die Sachen in eine Tasche packen und vor das Haus zu einem Müllcontainer stellen sollte. Dort wollte der Rumäne sie mit einem Komplizen abholen. Nachbarn vereitelten den Coup. Die Pflegerin wurde bereits zu drei Jahren Haft verurteilt, sie gilt als Hauptbelastungszeugin im Grazer Verfahren.

Teilweise Geständnis abgelegt

Der Rumäne zeigte sich teilweise geständig. Die Tat bei der Witwe gab er zu. „Sie haben gedacht, das ist eine günstige Gelegenheit“, so Richter Erik Nauta, worauf der Befragte nickte. Von Gewalt gegen die Frau wollte er aber nichts wissen, da sei allein sein Bekannter dafür verantwortlich. Im zweiten Fall gestand er nur sehr zögerlich eine Beteiligung, betonte aber, er habe die Tasche nie mitnehmen wollen. „Es tut mir alles sehr leid“, betonte er. Seine Frau fühlte sich gar nicht schuldig. Sie leugnete, die Bestimmungstäterin des schweren Diebstahls 2021 gewesen zu sein.