Schallplatten im Regal
APA Ingrid Kornberger
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Lifestyle

Zweites Werk für Schallplattenproduktion

Österreichs einzige Schallplattenproduktion hat wegen der hohen Nachfrage in den vergangenen Jahren einen neuen Standort im oststeirischen Fehring eröffnet. Bis zu einer Million Platten sollen in dem Werk ab Jänner gepresst werden.

Das Austro Vinyl Werk2 soll ab Jänner bis zu einer Million Platten pro Jahr herstellen und ab dem Frühjahr auch Gäste in ihrer „gläsernen Manufaktur“ empfangen. Rund 3,5 Mio. Euro wurden in das neue Werk investiert, hieß es am Freitag seitens der Geschäftsführer. Mit dem neuen Werk stieg auch die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Derzeit werden 19 Personen beschäftigt.

Breites Angebot am neuen Standort

Ab Ende Dezember stehen dann statt einer Presse drei Maschinen, gebaut in Schweden, zur Verfügung. Die Auftragsbücher sind bis Ende März voll, so Geschäftsführer Peter Wendler, der von einem „Meilenstein in der Firmengeschichte“ spricht.

Blick in die Schallplattenproduktionshalle
APA Ingrid Kornberger

Neben der Produktion wird in dem Werk auch ein Kaffeehaus-, Bar- und Clubbetrieb angeboten. Künstlerinnen und Künstler, die ihre Platten bei Austro Vinyl pressen lassen, werden auftreten können. Zudem sollen ab März Führungen angeboten werden. Reiseunternehmen hätten deswegen bereits angefragt, heißt es von der Geschäftsführung. Die Schallplatten werden in dem Schauwerk auch von den Gästen gekauft werden können. Vier Hörstationen, ganz im Stile von echten Plattenläden, werden den Besucherinnen und Besuchern zur Verfügung stehen.

Nach Einbruch durch Pandemie wieder starke Nachfrage

Nach einer Delle wegen der Coronavirus-Pandemie zog die Nachfrage nun aber wieder so stark an, dass eine Kapazitätserweiterung nötig war. Als strategischer Partner stieg das Eisenerzer Musiklabel Napalm Records ein und kaufte 20 Prozent der Anteile am Unternehmen. Mit den neuen finanziellen Mitteln wurde das Werk in nur rund 500 Metern Entfernung vom ersten Firmensitz in neun Monaten Bauzeit errichtet.

Vom Liebhaber zum Produzenten

Angefangen hatte alles 2017, als Hobby-DJ Peter Wendler auffiel, dass Schallplatten oft erst ein halbes Jahr nach der Veröffentlichung von neuen Musikalben erhältlich waren. Ursache war die steigende Nachfrage, und weil die großen Labels ihre Platten in den großen Werken in Deutschland und Tschechien pressen ließen, hatten kleine Labels kaum eine Chance, schnell ihre Vinylscheiben herstellen zu lassen. Wendler tat sich mit Johann Fauster und Johann Koller zusammen, zu dritt gründeten sie Austro Vinyl in Fehring.

Umsatz durchbricht Million

Der Umsatz von Austro Vinyl durchbrach 2021 laut Angaben von Wendler die Eine-Million-Euro-Marke. 2022 sei eine knappe Verdoppelung des Umsatzes möglich, und mit den neuen Kapazitätsmöglichkeiten soll der Umsatz noch einmal deutlich steigen, denn der Markt für Schallplatten wachse. Laut Fauster werde derzeit in Österreich 70 bis 80 Prozent der Musik gestreamt, der Rest werde physisch verkauft, etwa acht bis zehn Prozent auf Platte – Tendenz steigend.

Bekannte Namen in den Regalen

Zu den Kundinnen und Kunden von Austro Vinyl zählen zu 70 bis 80 Prozent österreichische Künstlerinnen und Künstler. Gepresst wurden u. a. schon Platten von Danzer, Ambros, EAV, Herbert Pixner sowie Seiler und Speer. Der größte Auftrag kam bisher aber von der US-amerikanischen Metal-Band Five Finger Death Punch, die 10.000 Platten bestellt hatte, und für die im November noch einmal nachgepresst wird. Pro Stunde werden übrigens rund 150 Stück produziert.