Ein Berg mit darauf platzierten Windrädern.
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Chronik

Trieben stimmte für geplanten Windpark

Am Sonntag hat sich die Bevölkerung im obersteirischen Trieben in einer Volksbefragung für die Errichtung eines Windparks ausgesprochen, der nördlich der Stadt errichtet werden soll. Kritiker sprechen von Naturzerstörung.

In Trieben sind die Meinungen bezüglich des Windpark-Projekts gespalten, sowohl in der Politik, als auch unter den Bewohnerinnen und Bewohnern selbst. Der Gemeinderat hatte sich daher dazu entschlossen, die Bevölkerung zu befragen – mehr dazu in Widerstand gegen Windpark in Trieben (6.11.2022).

Die Befragung im Wortlaut:

Soll der Gemeinderat der Stadtgemeinde Trieben eine Änderung des Örtlichen Entwicklungskonzeptes und des Flächenwidmungsplanes für die Errichtung des Windparks Herrenwaldrücken vornehmen?

55 Prozent stimmten für den Windpark

Sechs Windräder, jedes 240 Meter hoch, sollen auf dem Herrenwaldrücken errichtet werden. Der Bürgermeister von Trieben, Helmut Schöttl (SPÖ), spricht sich grundsätzlich für erneuerbare Energie aus – wollte aber die Bevölkerung entscheiden lassen und kündigte bereits im Vorfeld an, dass das Ergebnis dieser Volksbefragung dann auch bindend sein soll.

Das Ergebnis der Befragung wurde schließlich Sonntagnachmittag präsentiert: Demnach haben sich von etwa 2.700 stimmberechtigten Personen, knapp 50 Prozent an der Befragung beteiligt. 737 Stimmen wurden für das Projekt abgegeben, das entspricht einer Zustimmung von 55 Prozent, 601 Personen lehnten den Windpark ab.

Genauer Baustart noch unklar

Der Triebener Gemeinderat will auf Basis dieses Ergebnisses nun die Änderung des Flächenwidmungsplans in Angriff nehmen und die Verträge mit dem Projektwerber finalisieren, was laut Bürgermeister Schöttl einige Zeit in Anspruch nehmen werde: „Die Abänderungen mit dem Fristenlauf im Gemeinderat wird in etwa ein Jahr in Anspruch nehmen, parallel dazu werden auch Verhandlungen mit dem Projektanten geführt, da sind noch Verträge aufzusetzen, und parallel dazu wird sich auch der Projektant um ein Umweltverträglichkeitsgutachten bemühen.“ Wann genau mit dem Bau des Windparks begonnen werden könne, sei aus derzeitiger Sicht daher noch „nicht abschätzbar“.

Bedarf könnte „zu 80 Prozent“ gedeckt werden

Projektwerber ist die Salzburger Brandpower GmbH. Der Projektbetreiber, Josef Brandstetter, spricht von einer günstigen Lage und einem hohen Output, von dem auch die Triebener etwas haben sollen: „Wir könnten von den Privathaushalten 80 Prozent des Bedarfs durch Windstrom decken und wir haben auch angeboten auf 25 Jahre einen fixen Preis zu verlangen.“ Dieser würde bei 18 Cent pro Kilowattstunde liegen.

Häuser mit einem Berg im Hintergrund.
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Bürgerinitiative will Projekt verhindern

Eine Bürgerinitiative war bis zuletzt strikt gegen das Projekt, wie Sprecherin Dagmar Felber betont: „Wenn ich mir überlege, dass gleich dahinter die Gesäuseberge und der Nationalpark Gesäuse liegen, also nicht einmal drei Kilometer weit entfernt, dann ist es ein Ding der Unmöglichkeit, dass man dort irgendwelche Windräder errichten kann.“

Grüne zu Ergebnis: „Zukunftsweisende Entscheidung“

Die steirischen Grünen sind vom Ausgang der Volksbefragung erfreut und sprechen von einem „wichtigen Schritt für die Energieunabhängigkeit der Region“ und einer "zukunftsweisenden Entscheidung“. Jetzt gelte es, das Projekt zügig in die Umsetzung zu bringen. „Auf dem Weg in eine nachhaltige Energiezukunft haben wir keine Zeit zu verlieren“, sagt Grünen-Abgeordneter Lambert Schönleitner, ruft zugleich aber zu einem offenen Dialog mit jenen Menschen auf, die gegen das Projekt gestimmt haben.

Steirische Windräder sollen sich verdoppeln

In der Steiermark sind im Vergleich zu westlichen Bundesländern viele Windräder bereits gebaut oder Windparks im Entstehen. Auf der Sommeralm war 1999 das erste Windrad errichtet worden, dieses wurde nun von der Energie Steiermark „ertüchtigt“ und in seiner Leistungsfähigkeit gesteigert – mehr dazu in Windrad auf der Sommeralm präsentiert (28.6.2022). Insgesamt sind von der Energie Steiermark landesweit rund hundert neue Windräder geplant, was einer Verdoppelung der aktuellen Anzahl entspricht – mehr dazu in Regierung forciert Sonnen- und Windkraft (11.10.2022).