Fass mit der Aufschrigt „Radioaktiv“
APA/dpa-Zentralbild/Jens Wolf
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Wirtschaft

Grazer Firma bastelt an Atomkleinkraftwerk

In einem Nebensatz einer Presseaussendung hat sich der Dritte Nationalratspräsident Norbert Hofer vergangene Woche für Atomreaktoren „made in Austria“ ausgesprochen. Gemeint hat er eine Grazer Firma, die kleine Reaktoren in Containergröße entwickelt.

Die Pläne für Flüssigsalzreaktoren auf Thoriumbasis wurden bereits bei einer Veranstaltung des Parlaments präsentiert und zwar vom Chef der Grazer Firma Emerald Horizon, Gastgeber war Norbert Hofer. Die FPÖ war in den 1970er Jahren noch vehement gegen das Atomkraftwerk Zwentendorf, die Thoriumtechnologie sieht der Dritte Nationalratspräsident aber als möglichen Schritt in Richtung Energieunabhängigkeit.

Kleinkraftwerk soll sicherer sein

Denn das Kleinkraftwerk, an dem die Grazer Firma gemeinsam mit slowenischen Forschern arbeitet, soll laut Firmenchef Florian Wagner „sicher“ sein, dass ein GAU oder Super-GAU passiert, sei „vollkommen ausgeschlossen“, wie Wagner im Ö1-Frühjournal am Mittwoch erklärt: „Bei uns handelt es sich nicht um ein kritisches System mit Kettenreaktion, das man andauernd bremsen muss. Bei uns ist es genau umgekehrt. Sobald man ausschaltet, passiert gar nichts.“

Verwendet wird nicht Uran, sondern das dreimal häufiger vorkommende Element Thorium – in erhitztem und dadurch flüssigem Salz. Das Thorium wird im Reaktor mit Neutronen aus einem Teilchenbeschleuniger beschossen, erst dadurch entsteht Uran 233, das sich spaltet. Durch die Kernspaltung entsteht Hitze und somit Energie.

Prototyp in Containergröße in Arbeit

Die Grazer Firma arbeitet derzeit mit dem slowenischen Jozef-Stefan-Institut und der Bernard-Ingenieurgruppe an einem Prototyp. Ziel sind kleine Reaktormodule in Containergröße. Zehn Firmen und Interessenten sollen 250 Millionen Euro Kapital auftreiben. Der Strahlenschutzexperte und Radiochemieprofessor an der TU-Wien, Georg Steinhauser, meint dazu: „Ein derartiger Reaktor, insbesondere in dem Design, das die Grazer vorgeschlagen haben, ist sicher zu betreiben. Vor allem die Abfallproblematik erachte ich für einen ganz wesentlichen Vorteil.“

Atomreaktor Graz
ADES

Die Begründung: In herkömmlichen Atomreaktoren entsteht aus Uran 238 Plutonium 239. In Thoriumreaktoren entsteht kaum hochgiftiges und langlebiges Plutonium. Ein massiver Vorteil laut Steinhauser, „weil die Halbwertszeiten von Plutonium so lang sind, dass man sich auf mehr oder weniger eine Million Jahre verpflichtet, ein Endlager zu bauen. Ein Thoriumreaktor erzeugt zwar genauso viel hochradioaktiven Abfall, der kurzfristig strahlt. Allerdings ist das ein Problem, das eher nach 500 bis 1.000 Jahren erledigt ist. Eine Lagerstätte zu finden, die für 500 Jahre sicher ist, halte ich technisch für eine vergleichsweise einfache Übung.“ Laut Steinhauser dürfe man eine „solche Option“ angesichts des Klimawandels daher nicht „einfach links liegen lassen“.

Verkauf in Nachbarländer angedacht

Der grüne Klimasprecher Lukas Hammer sprach im Kurier Richtung Norbert Hofer von gefährlichen und verfassungswidrigen Träumereien. Österreich solle heimische Energiequellen wie Windkraft nutzen, statt auf „nukleare Abenteuer“ zu setzen.

Jedenfalls dürften wegen des Atomsperrgesetzes Thoriumreaktoren in Österreich nicht zur Stromversorgung eingesetzt werden. Die Firma Emerald Horizon hofft, sie in ein paar Jahren in Österreichs Nachbarländern verkaufen zu können, als Energieversorgung etwa für Gemeinden, Firmen und Spitäler und möglichst als Ersatz für die alten Uranreaktoren.