Das Energie- und Antriebselement von Gateway mit seinem solarelektrischen Antriebssystem in Aktion (künstlerische Darstellung).
Maxar
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Wissenschaft

Flug zum Mond mit Magna-Komponenten

Im Rahmen des NASA-Programms „Artemis“ starten am Mittwoch die neuen Trägerrakete Space Launch System (SLS) und die Orion-Raumkapsel in Richtung Mond. Mit an Bord ist auch Technologie aus Österreich, unter anderem aus der Hand der Grazer Magna; Joanneum Research liefert die Kommunikationstechnik.

Das Wiener Unternehmen TTTech und Magna in Graz haben Komponenten für Orion und dessen europäisches Versorgungsmodul ESM geliefert. Von TTTech kommt Technologie für die Datennetzwerke von Orion und ESM – mehr dazu in Wiener Technik für NASA-Raumstation (wien.ORF.at); Magna liefert Hochdruckleitungen für die Flüssigtanks der Rakete.

Magna liefert Technologie für Wasserstofffahrzeuge

Während TTTech bereits seit dem Jahr 2000 in mehreren Projekten mit der NASA zusammenarbeitet, produzierte die Abteilung für Luft-und Raumfahrt von Magna erstmals Komponenten für ein NASA-Programm. Das Unternehmen baute für ihre an Boeing gelieferten Druckleitungen für die Trägerrakete SLS auf Technologien auf, die für den Treibstofftank der wasserstoffbetriebenen Limousine BMW Hydrogen 7 entwickelt wurden.

Die sogenannten „Tankbedruckungsleitungen“ sind für die Aufrechterhaltung des nötigen Drucks in den riesigen, 2,8 Millionen Liter fassenden Treibstofftanks für Flüssigwasserstoff und -sauerstoff ausgelegt. „Die Tanks brauchen einen bestimmten Druck, damit sie den Belastungen standhalten können, welche im Betrieb der Trägerrakete auftreten“, erklärte Armin Scheinost, Leiter von Magna Aerospace. Er vergleiche das immer mit einer Cola-Dose: „Wenn diese voll und unter Druck ist, kann man sich darauf stellen und sie wird nicht beschädigt. Ist sie allerdings leer und drucklos, so wird sie zerquetscht.“

Die Bodenstation
Goonhilly.org
Die Bodenstation

Komponente an Außenseite der Rakete

Über die Druckleitungen von Magna wird bei der SLS dazu Wasserstoff und Sauerstoff in die jeweiligen Tanks zurückgeführt, und dadurch ein definierter Tankdruck sichergestellt. Die Leitungen befinden sich zum Teil an der Außenseite der Rakete und sind als dünne metallische Rohre an der Tankaußenseite gut sichtbar, wie Scheinost gegenüber der APA erklärte. Nähere Details zu den Druckleitungen, etwa die verbaute Länge, Größe, Druck etc. dürfe das Unternehmen aus rechtlichen Gründen nicht geben.

Joanneum Research liefert Kommunikationstechnik

Eine Technologie der steirischen Forschungsgesellschaft Joanneum Research sorgt für eine funktionierende Kommunikation von und zur Mondrakete. Rund 40 Expertinnen und Experten forschen am Institut für Informations- und Kommunikationstechnologien (DIGITAL) an Weltraumtechnologien und dabei wurde unter anderem ein Gerät zur Steuerung der Antennen entwickelt, welche die Kommunikation zwischen Rakete und Bodenstation herstellt.

Die Bodenstation
Goonhilly.org
Michael Schmidt im Labor bei der Entwicklung des Tracking Receivers

Michael Schmidt, Forscher bei DIGITAL, erklärt: „In der Radiokommunikation müssen bewegte Sender wie zum Beispiel Satelliten in niedrigen Umlaufbahnen mit stark gerichteten Antennen nachverfolgt werden, um die Datenkommunikation aufrecht halten zu können. Dafür nutzt man die Methode Monopulse Tracking. Wir haben dafür einen Receiver entwickelt.“

Signalempfänger für Bodenstation

Vertrieben wird der Monopulse Tracking Receiver von der CPI/VERTEX Antennentechnik GmbH. Diese stellte nun den Signalempfänger für die britische Ground Station Goonhilly. Die große Antenne übernimmt dort die Kommunikation zur und von der Mondrakete, wenn sie im Sichtbereich der Antenne liegt. „Wir haben den Monopulse Tracking Receiver weltweit vermarktet und sind nun besonders stolz, Teil einer so wichtigen Weltraum-Mission wie Artemis zu sein“, freut sich Gerbert Lagerweij, Sales-Direktor von CPI/ VERTEX Antennentechnik.

„Meilenstein“ für weitere Forschung

„Artemis I wird bestimmt kein Oneway-Ticket zum Mond. Im Gegenteil. Die Mission stellt einen wichtigen Meilenstein für die weitere Erforschung des Weltraums dar, und zwar nicht nur in technischer Hinsicht, sondern auch in der internationalen Zusammenarbeit von NASA und ESA“, berichtet Klaus Pseiner, Geschäftsführer der FFG über das Ereignis. Für Pseiner sind diese österreichischen Beiträge „rot-weiß-rote Rocket Science“. Dies zeige einmal mehr, dass „die heimische Weltraumtechnik international wettbewerbsfähig ist und Österreich ein gefragter Partner bei Weltraummissionen ist“, so der Geschäftsführer der Forschungsförderungsgesellschaft FFG mit ihrer Agentur für Luft- und Raumfahrt.