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Bildung

Wiener Privatuni verliert Medizin-Zulassung

Der Masterstudiengang Humanmedizin, den die Wiener Sigmund Freud PrivatUniversität (SFU) seit 2015/16 anbietet, steht vor dem Aus. Die verlorene Zulassung hat auch Auswirkungen auf die Steiermark.

Wegen Qualitätsmängeln wird die Zulassung durch die Agentur für Qualitätssicherung und Akkreditierung Austria (AQ Austria) widerrufen, wesentliches Kriterium für die Entscheidung ist ein entsprechendes Gutachten im Auftrag der Agentur. Die SFU hat eine Neueinreichung des Studiengangs angekündigt – mehr dazu in Aus für Medizin-MA an Freud-Privatuni (wien.ORF.at).

60 steirische Studierende für Stipendium vorgesehen

Insgesamt 60 Studierende im Fach Humanmedizin wollte das Land Steiermark über ein Stipendium an der SFU in Wien ausbilden lassen. Die Studierenden hatten sich im Gegenzug verpflichtet, nach dem Studium in der Steiermark für die Steiermärkische Krankenanstaltengesellschaft (KAGes) zu arbeiten. Doch dieser Plan scheint jetzt zu scheitern.

Die zuständige Landesrätin Juliane Bogner-Strauss (ÖVP) will nun den Vertrag mit der Privatklinik überprüfen lassen: „Im Moment ist es überhaupt so, dass wir noch auf den Bescheid warten. Wir haben noch nichts schwarz auf weiß. Nichtsdestotrotz: Sobald es den Bescheid gibt, dann werden wir natürlich intern prüfen, ob diese Kooperation weiterhin möglich ist. Und ich werde natürlich zeitnah einen Gesprächstermin einberufen, wo sich alle Beteiligten an einen Tisch zu setzen haben.“

Land könnte bis zu neun Millionen Euro verlieren

Die bisherigen Kosten für das Land Steiermark würden bei etwa 250.000 Euro liegen, heißt es. Bisher sind nämlich erst 20 Studierende aus dieser Ausbildungsoffensive an der Privatuniversität in Ausbildung. Und zwar im Bachelor-Studium, der Vorstufe zum Master. Diese Ausbildungsschiene darf weiter im Angebot der Wiener Privatuniversität bleiben.

Unklar ist, ob diese Studierenden nach diesem Bachelorabschluss überhaupt an die Med-Uni Graz wechseln können, um das Medizinstudium abzuschließen. Denn aufgrund beschränkter Studienplätze wäre dafür ein Aufnahmetest notwendig. Laut Land Steiermark soll jetzt auch geprüft werden, ob die SFU die Genehmigung für den Masterstudiengang wiederbekommt. Sollte das Land nicht aussteigen können, können Kosten von bis zu neun Millionen Euro entstehen.

ÖH fordert mehr öffentliche Studienplätze

Die Bundesvertretung der Österreichischen Hochschüler_innenschaft (ÖH) sieht außerdem ein weiteres Signal, dass es mehr öffentlich finanzierte Studienplätze in der Humanmedizin brauche – nicht nur als Maßnahme gegen den Medizinermangel, sondern auch um Qualitätsstandards zu sichern. Außerdem seien die Privatuniversitäten an sich infrage zu stellen. Auch andere Privatunis und auch Fachhochschulen würden teils grobe Mängel in der Qualität ihrer Studiengänge aufweisen. „Es ist Zeit, diese Hochschultypen, deren Systeme und Finanzierung grundlegend zu überdenken und sich in Richtung einer gesamtheitlich öffentlich ausfinanzierten Forschung und Lehre zu bewegen“, so die ÖH.