Sujet Gewalt Schatten Frau
ORF.at/Christian Öser
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Soziales

Gewaltschutz im Bildungsbereich gefordert

Die Präventionsfachstelle für sexuelle Gewalt – der Verein Hazissa in Graz – sieht die aktuellen mutmaßlichen Missbrauchsfälle in Grazer Kindergärten als Krise an. Gewaltschutz bekomme nun aber in vielen Einrichtungen entsprechend mehr Raum.

Sowohl Eltern als auch Pädagoginnen und Pädagogen seien viel sensibler geworden und würden genauer hinschauen, wenn es um möglichen sexuellen Missbrauch gehe, erklärte Yvonne Seidler, Leiterin des Vereins Hazissa.

Dennoch müsse noch viel getan werden: „Was deutlich wird, ist, dass viele dann einfach im Umgang mit diesen Verdachtsfällen schon sehr überfordert sind. Das liegt ganz sicher daran, dass auch in den Ausbildungseinrichtungen diese Themen noch nicht entsprechend verankert sind. Also weder Lehrpersonal noch Kindergartenpädagoginnen und -pädagogen werden umfassend geschult, auch Schulsozialarbeiterinnen und -arbeiter nicht wirklich. Auf der Uni sind diese Themen nicht in den Curriculas verankert“, so Seidler.

Klaffende Lücke zwischen Theorie und Realität

Zahlreiche Organisationen hätten zwar die Pflicht, Fortbildungen zu besuchen und Gewaltschutzkonzepte zu etablieren, die Realität schaue aber anders aus.

„Viele machen es schon, weil sie es machen müssen. Aber die Umsetzung hapert oft ein bisschen – oft wissen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht gut genug Bescheid und werden nicht gut genug eingeschult. Die wissen dann gar nicht mehr, dass es da eigentlich Vorgaben gibt“, führt Seidler fort.

Personalmangel als zentrales Problem

Das Hauptproblem: Es fehle meist an Ressourcen – je weniger Personal und Stress, desto weniger Raum gäbe es für Gewaltschutz. Die mutmaßlichen Missbrauchsfälle hätten jetzt aber Bewegung in das Thema gebracht, denn Krisen seien oft hilfreich, um eine positive Änderung herbeizuführen.

Laut Seidler gibt es das Bemühen von Trägervereinen Gewaltschutz strukturell zu verankern. Das sei sehr gut, aber Gewaltschutzkonzepte nur schriftlich in der Einrichtung zu haben, reiche bei Weitem nicht aus.