Rathaus einer Stadtgemeinde
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Politik

Bürgermeisterwechsel in schwierigen Zeiten

Halbzeit für die steirischen Bürgermeisterinnen und Bürgermeister vor der nächsten Gemeinderatswahl. In 21 Gemeinden hat es bereits während dieser Legislaturperiode einen Bürgermeisterwechsel gegeben. Wie erstrebenswert ist dieses Amt in schwierigen Zeiten?

In Bruck an der Mur wird im Jänner eine neue Bürgermeisterin angelobt. Andrea Winkelmeier freut sich nach mehr als zwei Jahrzehnten in der Politik auf ihre neue Aufgabe.

„Ich denke, ich werde einen anderen Stil in meine Gemeindearbeit hineinbringen und schauen, dass es miteinander funktioniert – auch mit den anderen Fraktionen. Ich sehe mich als Brückenbauerin der Stadt Bruck an der Mur“, so Winkelmeier.

Bürgermeisterin im Interview
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Nach mehr als 20 Jahren Politikerfahrung freut sich Andrea Winkelmeier auf eine neue Herausforderung. Sie wird Bürgermeisterin der Stadt Bruck an der Mur.

Pandemie und Teuerung als große Herausforderer

Die laufende Legislaturperiode hat aufgrund der Pandemie schon mit einer Wahlverschiebung begonnen und sei für die Gemeinden aufgrund der Pandemie und der Inflation besonders fordernd, betonte Gemeindebund-Chef Erwin Dirnberger.

Nun sei die Teuerungswelle in den Gemeinden spürbar, es gebe abermals ein Investitionsprogramm, bei dem die Gemeinden wieder selbst Geld in die Hand nehmen müssen. „Hier hätten wir uns gewünscht – und diese Forderung steht nach wie vor im Raum – dass wir auch ein bedingungsloses Geld bekommen als Teuerungsausgleich. Positiv ist, dass die Impfprämie, die in den meisten Gemeinden für die Impfkampagnen noch liegt, bei uns verbleiben“, so Dirnberger.

Die Kosten im Sozialbereich der Gemeinden seien in zehn Jahren mehr als dreimal so stark gestiegen, wie die Steuereinnahmen von Land und Bund. „Finanzschwache Gemeinden tun sich eben verdammt schwer, zusätzliche Aufgaben zu übernehmen: Infrastruktur, Wasserversorgung und Abwasserversorgung bis hin zu den Freizeiteinrichtungen“, führte Dirnberger fort.

Zweiter Bürgermeisterwechsel in der Obersteiermark

Auch in der Gemeinde Kobenz im Murtal steht eine neue kommunalpolitische Ära unmittelbar bevor. Eva Leitold, die Bürgermeisterin von Kobenz, legt nach knapp zwei Jahrzehnten ihr Amt nieder. „Der Kopf sagt ‚mach noch weiter‘, aber der Körper sagt ‚es ist genug‘“, zeigte sie sich im ORF Steiermark Sonntagsgespräch zweigeteilt.

19 Jahre ist es her, als Eva Leitold Bürgermeisterin der Gemeinde Kobenz im Murtal wurde. In der Männerdomäne war sie lange die einzige Inhaberin eines Bürgermeisteramts im Bezirk.

Vieles hat sich getan

Die Funktion habe sich während ihrer Zeit als Bürgermeisterin stark verändert. Bei Beschwerden und Anregungen kam man vor einigen Jahren noch persönlich ins Gemeindezentrum. Heute werden meist Anwaltsbriefe verschickt. Auch das zwischenmenschliche Klima habe sich laut Leitold stark zum negativen entwickelt. „Die Wörter ‚Bitte‘ und ‚Danke‘ waren einmal keine Fremdwörter“, so die langjährige Amtsinhaberin.

Die Tätigkeit der Bürgermeisterin sei neben schönen Erlebnissen auch eine große Belastung. „Es gibt in der Gemeinde nicht nur Weiß- und Schwarzbereiche, sondern auch Graubereiche und mit einem Fuß steht man fast immer im Gefängnis“, erklärte Leitold. Dennoch blickt die Langzeitbürgermeisterin mit einem hauptsächlich positiven Gefühl auf ihre Amtszeit zurück.