Entwurf für die Neue Chemie der damaligen Technischen Hochschule Graz
Architekturarchiv Steiermark
Architekturarchiv Steiermark
KULTUR

Architekturarchiv Steiermark eingerichtet

In Architekturbüros wird viel produziert, vieles geht im Laufe der Zeit aber auch verloren. Im neu gegründeten Architekturarchiv Steiermark in Graz wird das heimische Architekturschaffen archiviert, erforscht und zugänglich gemacht.

Entwürfe, Pläne, Skizzen, Modelle, Fotografien: Hinter jedem geplanten Gebäude stehen unzählige Diskussionen und Varianten. Im Rückblick ist für die Geschichte einer Stadt, einer Region aber nicht nur das errichtete Objekt selbst von Wert, sondern auch der Weg dorthin – und all das, was nicht gebaut wurde.

„Das Architekturarchiv Steiermark ist ein Wissens- und Informationsspeicher zur vielschichtigen und spannenden steirischen Architekturgeschichte seit dem 20. Jahrhundert“, erklärt Archivleiter Bernhard A. Reismann, der zugleich das Archiv der Technischen Universität (TU) Graz leitet.

In unmittelbarer Nähe zur TU

Die Räume des Archivs – eine Kooperation von TU Graz, Haus der Architektur (HDA) und Institut für Architekturtheorie – befinden sich auf aktuell rund 180 Quadratmetern in der Münzgrabenstraße 36 – in unmittelbarer Nähe zur TU Graz.

Fokus auf 20. und 21. Jahrhundert

Das Architekturarchiv wird vom Institut für Architekturtheorie, Kunst- und Kulturwissenschaften (akk) der TU Graz wissenschaftlich begleitet. 70.000 Bilddokumente, 55.000 Pläne und rund 50 Architekturmodelle – der Großteil aus den Beständen des Archivs der TU Graz – umfasst es zurzeit. Darunter befinden sich etwa die Vor- und Nachlässe von Herbert Eichholzer, Anna-Lülja Praun sowie jener von Karla Kowalski. Der Fokus liegt auf der Architektur des 20. und 21. Jahrhunderts, beginnend bei der Architektur der Zwischenkriegszeit.

Architektur aus Graz hat Mitte der 1980er Jahre unter der Sammelbezeichnung „Grazer Schule“ einen internationalen Ruf erlangt. Viele der damaligen Protagonisten – u. a. Günther Domenig, Michael Szyszkowitz und Karla Kowalski, Volker Giencke udn Klaus Kada – sind und waren nicht nur als Architekten aktiv, sondern lehren oder lehrten an Universitäten im In- und Ausland. Vieles davon dokumentiert der Nachlass des Architekturfotografen Peter Eder, der sich mit mehr als 10.000 Bilddokumenten ebenfalls im Architekturarchiv Steiermark befindet.

Schnappschuss von Dietrich Ecker aus der Diapositivsammlung Ecker
Architekturarchiv Steiermark

Bedeutende Diapositivsammlung

Bedeutend ist auch die Diapositivsammlung von Wolfdieter Dreibholz, die vom Land Steiermark über das Haus der Architektur an das Archiv der TU Graz kam: Sie umfasst rund 6.000 Diapositive und ist vollständig digitalisiert. Das gilt auch für den Nachlass der ersten Absolventin des Grazer Architekturstudiums, Herta Frauneder-Rottleuthner: Bekannt wurde sie vor allem für die Schwimmbäder, die nach ihren Entwürfen entstanden.

„Verstehen uns als öffentliches Archiv“

„Wir verstehen uns als öffentliches Archiv, das von allen Menschen genutzt werden kann – auch wenn es vorrangig der Forschung und Lehre an der Fakultät für Architektur der TU Graz dient“, so Reismann.

Neben der Forschung soll die Vernetzung und Vermittlung eine zentrale Rolle spielen: „Es ist wichtig, die Forschungsergebnisse präsentieren zu können und in den regionalen, nationalen und internationalen Architekturdiskurs einzubringen. Das wird uns durch die Kooperation mit dem HDA sicherlich gut gelingen“, blickte Reismann in die Zukunft.