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GESUNDHEIT

Neues Krisentelefon für psychiatrische Notfälle

Seit der CoV-Krise nehmen psychiatrische Notfälle zu: Laut einer aktuellen Studie des Gallup-Instituts hat jeder Vierte im Vorjahr eine Verschlechterung seines mentalen Zustands bemerkt. Das Land Steiermark reagiert darauf mit der Einrichtung eines psychiatrischen Krisentelefons.

„PsyNot“ heißt die neue Notfall-Hotline für psychiatrische Krisen: Ab Mittwoch ist sie unter der Nummer 0800/44 99 33 rund um die Uhr erreichbar – etwa bei akuter Suizidgefahr, schweren Depressionen, Gefahr von Gewaltausbrüchen oder bei Vereinsamung.

In akuten Gefahrensituationen

22 Personen sind im Betreuungsteam. Gefördert wird die Krisenhotline vom Gesundheitsfonds Steiermark mit einer Million Euro für 2022 und 2023. Das Krisentelefon soll die erste Anlaufstelle sein auch für Angehörige, um akute Gefahrensituationen durch Gespräche zu deeskalieren und zu stabilisieren. Dann werden Hilfsangebote vermittelt.

Je nach Art des Anrufes

  • Auskunfts- bzw. Informationsgespräche/Anfragen: Alle Anrufe werden angenommen, Inhalte werden abgeklärt. Das Gespräch darf bei einem erwartbar hohen zeitlichen Aufwand für Gespräch und Information aber weitervermittelt oder, sofern möglich, verkürzt werden, um die Leitung für Krisengespräche freizuhalten. Die Anruferinnen und Anrufer werden mit entsprechenden Informationen versorgt bzw. an entsprechende Stellen (bspw. Telefonseelsorge) verwiesen.
  • Notfallgespräche/akute Gefährdungssituation: Akute Gefährdungssituationen werden vom Krisentelefon behandelt (Notfallgespräch), da unter allen Umständen vermieden werden soll, dass Klientinnen und Klienten bei einem Weiterleitungsversuch auflegt („verloren geht“). Ziel ist die Deeskalation.
  • Krisengespräche: Für Krisengespräche wird bei Verfügbarkeit des Journaldiensts der psychosozialen Beratungsstellen der Anruf direkt weitergeleitet. Außerhalb der Journaldienstzeiten wird der Anruf vorerst vom zentralen Krisentelefon behandelt.

„Wenn es in der Seele wehtut“

Es soll ein niederschwelliges Angebot für alle Steirerinnen und Steirer sein, so Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP): „Das Krisentelefon ist komplett vernetzt in der Steiermark. Mit allen Regionen. Die wissen ganz genau: Wo sind die psychosozialen Dienste, wo gibt es die Ambulatorien, wer hat wann wo offen? Und die Leute können anonym anrufen. Wir wollen ihnen wirklich die Angst nehmen, in eine Ambulanz, in eine stationäre Einrichtung zu gehen. Die sollen ja auch entlastet werden dadurch. Sie sollen den ersten Schritt setzen, wenn es in der Seele weh tut.“

Probleme schlagen mit Verspätung durch

Gerade in der Weihnachtszeit sei der Bedarf groß, aber er steige auch abseits der Feiertage, so Günther Klug, von den steirischen psychosozialen Diensten, die die Hotline betreuen:

„Der Bedarf ist grundsätzlich hoch. Wir haben eine sehr verändernde Gesellschaft, und das setzt sich dann natürlich drauf, dass die Covid-Folgen – das ist ja bekannt – oft zwei, drei Jahre erst nach der Problematik in der Psyche durchschlagen. Indem halt Leute, die sich zurückgezogen haben, schwer wieder raus finden, Leute mit einer Neigung zur Depression da hineinrutschen – solche Themen haben wir jetzt schon häufiger.“ Vor allem im Jugendbereich zeige sich das noch stärker, so Klug.