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SOZIALES

Armut in Graz hat die Mittelschicht erreicht

Die Anzahl der Menschen, die an der Armutsgrenze leben, steigt: Das ist das Ergebnis einer Studie zur sozialen Lage in Graz. Und immer mehr Menschen aus der Mittelschicht benötigen bereits Unterstützungen.

Die sogenannte Armutsgefährdungsquote liegt in Graz derzeit bei 19 Prozent und damit um drei Prozent höher als noch vor zehn Jahren. Knapp 40 Prozent der unselbständig Beschäftigten in Graz haben ein Bruttojahreseinkommmen unter 20.000 Euro.

Bedarf ist da, Lücken sind es auch

56.000 Menschen in Graz leben unter der Armutsgefährdungsschwelle – sie haben ein Einkommen von etwa 1.300 Euro netto. Das zeigt die von der Stadt Graz in Auftrag gegebenen Studie. „Es ist ein Bedarf da an zusätzlicher Hilfe für armutsgefährdete Menschen, für Menschen in sozialen Notlagen. Es ist viel Angebot da, aber manches müsste ausgebaut werde, und es wären Lücken zu schließen“, sagte Peter Stoppacher vom Institut für Arbeitsmarktforschung.

Fonds für Berufstätige geöffnet

Im Sozialamt merkt man, dass die Klientel zunehmend in die sogenannte Mittelschicht reicht: „Wenn man zum Beispiel 1.800 Euro netto verdient – die Menschen, die mit Mietrückständen und Heizkostenrückständen zu uns kommen, die noch Erspartes gehabt haben, das jetzt verbraucht ist“, sagte Andrea Fink vom Sozialamt Graz.

Jeder Fünfte lebt an Armutsgrenze

In Graz leben immer mehr Menschen an der Armutsgrenze. Eine neue Sozialstudie zeigt dass mittlerweile jeder Fünfte betroffen ist.

Daher habe man in Graz bereits reagiert, sagte Bürgermeisterin Elke Kahr (KPÖ), und Maßnahmen gesetzt, um auch für diese Gruppe Unterstützung möglich zu machen: „Wir haben den ‚Graz hilft-Fonds‘ aufgestockt und unbürokratischer gemacht. Wir haben ihn auch für Berufstätige zugänglich gemacht. Wir haben eine Obergrenze von bis zu 1.800 Euro netto, wo Familien oder Personen, wenn sie in eine Notlage kommen, auch eine Hilfestellung beim Sozialamt bekommen“, so Kahr.

Ehrenamtliche Helfer gesucht

Um die sozialen Bedürfnisse von Pflegeheimbewohnerinnen und -bewohner kümmern sich nun wieder vermehrt Ehrenamtliche, was in Zeiten der Lockdowns nicht möglich war. Mit einer Kampagne sucht die Volkshilfe zu den derzeit 300 Ehrenamtliche im Besuchsdienst noch weitere.