Insasse beim Bauen eines Vogelhäuschens
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Chronik

Weihnachtsgeschenke aus dem Gefängnis

Als Teil der Resozialisierung können Häftlinge in den Gefängnissen arbeiten. In der Justizanstalt Graz-Karlau werden derzeit unter anderem weihnachtliche Dekorationen und Basteleien produziert.

Das Stichwort lautet Resozialisierung: Die Insassen sollen durch die Arbeit im Gefängnis nicht nur eine sinnvolle Beschäftigung haben, sondern auch eine Tagesstruktur bekommen. Die Beschäftigung sowie die Aus- und Fortbildung sind wesentliche gesetzliche Aufträge, um die Insassen auf ein künftiges straffreies Leben vorzubereiten.

In den Betrieben der österreichischen Justizanstalten erzeugen Insassen unter fachkundiger Anleitung Handwerksprodukte – jedes einzelne Stück wird mit der Hand gefertigt und ist somit ein Unikat. Verkauft werden die hergestellten Produkte dann im Jailshop. Viele der diesjährigen Weihnachtsprodukte stammen aus der Justizanstalt Graz-Karlau.

Wichtige Fähigkeiten erlernen

In der Justizanstalt Graz-Karlau verbüßen Insassen Freiheitsstrafen von mehr als 18 Monaten bis lebenslang. Viele von ihnen sind in den 21 Betrieben beschäftigt oder absolvieren auch eine Lehre – andere Insassen wiederum erlernen dank einer sinnvollen Beschäftigung erst wieder eine geregelte Tagesstruktur, sagt Heidrun Nedoma, Leiterin des psychologischen Dienstes: „Sie erlernen aufzustehen, sich rechtzeitig fertig zu machen, den inneren Schweinehund zu überwinden, arbeiten zu gehen.“

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Kerzen aus der Gefängniswerkstatt
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Bienenwachskerzen werden vor allem vor Weihnachten produziert
Gefängnisinsasse beim Malen
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Auch als Maler können sich die Gefangenen betätigen
Tonwaren aus dem Jailshop
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Töpfe und andere Arbeiten aus Ton, die von den Insassen angefertigt werden
Kugelschreiber aus dem Jailshop
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Auch Kugelschreiber werden von den Insassen hergestellt

Im integrativen Beschäftigungszentrum fertigen die Insassen verschiedenste Handwerksprodukte, die man über den Jailshop erwerben kann. Die Freude der Insassen am Interesse ihrer Produkte ist groß, schildert ein Betroffener: „Wenn man weiß, dass das, was man macht, auch jemandem anderen gefällt, ist etwas Besonderes.“ Zurzeit läuft die Herstellung von Figuren aus Bienenwachs auf Hochtouren – auch sie erfreuen sich einer regen Nachfrage.

Kauf ist Zeichen der Wertschätzung

Gerhard Derler, stellvertretender Leiter der Justizanstalt Graz-Karlau, ist zufrieden, dass auch Menschen, die eingesperrt sind, sinnvolle Arbeit leisten und schöne Produkte herstellen können. Durch den Kauf könne man seinen Beitrag leisten und Wertschätzung zum Ausdruck bringen, so Derler.

Weihnachtsdeko aus dem Gefängnis

Als Teil der Resozialisierung können Häftlinge in den Gefängnissen arbeiten. In der Justizanstalt Karlau in der Steiermark werden unter anderem weihnachtliche Dekorationen und Basteleien produziert.

Eine Anerkennung, die wiederum die sozialen Kompetenzen fördert, die die Insassen bei der Herstellung ihrer Handwerksprodukte erlernen, weiß Ergotherapeutin Sabine Rosenberger: „Es geht um Konzentration, Ausdauer, Frustrationstoleranz – wichtige Kompetenzen, die sie hier, aber auch in weiterer Folge draußen brauchen werden.“

Seine selbst gebackenen Kekse schenken jedenfalls nicht nur den Insassen zu Weihnachten, sondern auch ihm selbst Freude, schildert ein weiterer Insasse: „Seit ich das mache, bleibe ich oft länger, als die normale Arbeitszeit ist. Ich bin viel ausgelasteter und glücklicher als davor.“