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APA/Helmut Fohringer
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Chronik

Nacktfoto-Affäre: Aufarbeitung dauert an

Nachdem bekannt wurde, dass ein Lehrer eines Grazer Gymnasiums im Verdacht steht, Schülern Nacktbilder abgekauft zu haben, laufen die Ermittlungen weiter. Unterdessen ist die erste Arbeit der Psychologen – die Akutphase – abgeschlossen.

Vor knapp vier Wochen wurde der Fall an einem Grazer Gymnasium bekannt. Ein Lehrer steht im Verdacht, Schülern Nacktbilder abgekauft zu haben. Die Burschen hatten dem Lehrer die Fotos über einen Messengerdienst geschickt – mehr dazu in Nacktfoto-Affäre: Psychologen im Einsatz (9.11.2022).

In den ersten Tagen und Wochen danach waren die Psychologen im Akuteinsatz – jetzt gebe es vorwiegend noch Einzelbetreuungen von Schülern und Lehrern. Vor allem jene, die aus verschiedensten Gründen psychisch vorbelastet waren, seien diejenigen, die jetzt noch mit massiven Folgewirkungen des Vorfalls zu kämpfen hätten, sagt der steirische Schulpsychologe Josef Zollneritsch.

Geregelter Alltag hat stabilisierende Wirkung

Mit jenen, die noch Betreuungsbedarf haben, arbeite man individuell daran, langfristige Traumatisierungen zu vermeiden. Für den Rest der Schule gelte es nun aber, den Alltag wieder möglichst normal zu gestalten, so Zollneritsch: „Ein geregelter Tagesablauf hat auch eine stabilisierende Wirkung, vor allem auch in einer psychisch belasteten Situation.“

Hotline Schulpsychologie:

0800 211 320
Mo-Fr 10-14 Uhr

Rat auf Draht:

Telefonnummer 147

Aber nicht nur Schüler, auch der Lehrkörper der betroffenen Schule kämpfe noch mit den Auswirkungen des Vorfalls: Es sei vor allem das Vertrauen zerstört worden. „Das wird jetzt von uns genau beobachtet, und entsprechend intervenieren wir jetzt, wo es notwendig ist, und dieser Prozess wird noch länger dauern.“

Koordinationsteam an Schulen extrem wichtig

Eines sei aber schon klar: Der Fall habe gezeigt, wie wichtig es sei, dass es an jeder Schule einen Schulpsychologen gebe, und man habe auch daraus gelernt, so Zollneritsch: „Es ist ganz wichtig, dass Schulen ein funktionierendes Koordinationsteam für Krisen haben. Das sind vier bis sechs Personen an jedem Schulstandort, die sich auch mit bestimmten Szenarien beschäftigen – die leider passieren können –, um im ersten Moment handlungsfähig zu sein und zu wissen, wer in so einer Situation beizuziehen wäre.“

Aber selbst der Schulpsychologe sagt, dass er einen Fall in dieser Dimension in den letzten Jahrzehnten nicht erlebt habe. Die Aufarbeitung laufe konstruktiv, es gebe aber noch einiges zu tun.