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Hühnermast: VGT kritisiert Haltungsformen

Masthühner, die achtlos überfahren und liegen gelassen werden: Ein Video des Vereins gegen Tierfabriken, das offenbar aus einem AMA-zertifizierten steirischen Hühnermastbetrieb stammt, sorgt für Entsetzen. Grundsätzlich müsse auch über die legalen Haltungsformen von Masthühnern diskutiert werden, so der VGT.

Die Aufnahmen stammen laut dem Verein gegen Tierfabriken aus dem heurigen Sommer. Am Montag habe man Anzeige wegen Tierquälerei erstattet, was von der Bezirkshauptmannschaft Südoststeiermark auch bestätigt wurde. Nach der Anzeige sperrte die AMA den Betrieb vorsorglich.

AMA: „Zustände untragbar“

Noch am Dienstag wurden Kontrollorgane hingeschickt, hieß es in einer Aussendung: „Die Zustände im gegenständlichen Hühnermastbetrieb sind untragbar“, so die AMA. Laut VGT müssten aber die – auch rechtlich korrekten – Haltungsformen von Masthühnern ganz grundsätzlich kritisiert werden.

Hühner überfahren und liegen gelassen

Der aktuell betroffene Betrieb in der Südoststeiermark ist laut des Vereins gegen Tierfabriken (VGT) mit dem AMA-Gütesiegel ausgezeichnet: „Überall sind Tiere zu sehen, die aufgrund ihrer angezüchteten, genetischen Prädispositionen extrem anfällig für Herz-Kreislauf-Krankheiten, plötzlichen Herztod, Infektionen, Verletzungen und Missbildungen sind. Hühner, die nicht mehr aufstehen können und gezwungen sind, in der mit Fäkalien getränkten Einstreu zu liegen. Sie können sich nicht mehr zu Futter und Wasser bewegen und erleiden schmerzhafte Entzündungen der Haut“, so der VGT auf seiner Website.

560 Hendlmastbetriebe

Die AMA teilte mit, dass derzeit 560 Hendlmastbetriebe am AMA-Gütesiegel-Programm teilnehmen. Die Kontrollen würden grundsätzlich jährlich risikobasiert durch eine akkreditierte Kontrollstelle stattfinden. Werden Verbesserungspotenziale aufgezeigt, erfolgen zusätzliche Kontrollen. Zusätzlich müssen alle AMA-Gütesiegel-Betriebe am Geflügel-Tiergesundheitsdienst teilnehmen.

Um ein möglichst schnelles Muskelwachstum zu erreichen, werde in Kauf genommen, dass unzählige Tiere noch während der Mast langsam und qualvoll sterben. Solange ein gewisser Prozentsatz die rund fünf Wochen bis zum Schlachttermin überlebe, rentiere sich die Aufzucht dieser Hühnerrassen.

Besonders schockierend sei, dass jemand mit einem Laster durch den Stall fährt und dabei mehrere Hühner überfährt: „Einige sterben daran sofort, andere werden schwer verletzt zurückgelassen“, so der Verein, der eine Anzeige wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz erstattete.

AMA distanzierte sich

Die AMA distanzierte sich in einer Aussendung von dem Betrieb: „Bewahrheiten sich die Vorwürfe, so werden wir Verstöße wirksam sanktionieren, um die Konsumentinnen und Konsumenten und die Solidargemeinschaft der Gütesiegel-Betriebe zu schützen. Darüber hinaus sind nun auch die Behörden am Zug, um die Vorwürfe im gegenständlichen Fall zu prüfen“, so Geschäftsführer Michael Blass.

Auch vonseiten der Landwirtschaftskammer Steiermark verurteilt man die Vorfälle aufs Schärfste, so Tierhaltungsexperte Horst Jauschnegg: „Der überwiegende Teil der Betriebe macht das um sehr viel besser. Das heißt, das sind wirklich Einzelfälle und deswegen darf man nicht eine gesamte Branche diffamieren.“

Petition gestartet

Laut VGT sei jedoch eindeutig, dass es sich nicht um einzelne Skandalbetriebe handelt: „Vielmehr wird das Bild eines kaputten und unheimlich grausamen Systems der Hühnermast gezeichnet.“ Ein Umdenken wird gefordert. Denn die Hühnermasten, auf die zuletzt aufmerksam gemacht wurde, stünden allesamt in Zusammenhang mit Produzenten, die u. a. einen Lebensmitteldiscounter beliefern, an den diverse Tierschutzorganisationen appellieren, sich der Europäischen Masthuhn-Initiative anzuschließen.

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Der Betrieb in der Südoststeiermark ist einer von vielen, auf die der VGT aufmerksam machen will

Die Europäische Masthuhn-Initiative ist laut VGT ein Abkommen zwischen NGOs und Lebensmittelfirmen, das eine Reihe von wirtschaftlich realisierbaren Tierschutzmaßnahmen auf wissenschaftlicher Basis für Masthühner setzt. Allen voran steht der Einsatz von Hühnerrassen, die weniger schnell wachsen und wesentlich gesünder sind. Zudem sollen die Tiere natürliches Licht und Beschäftigungsmaterial erhalten. Dazu wurde jetzt auch eine Petition gestartet.