Paketdienst
ORF.at/Lukas Krummholz
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Wirtschaft

Paketdienste: Auftraggeberhaftung gefordert

Der Druck auf Paketzusteller ist enorm: Die Auftraggeber wollen die Waren möglichst preisgünstig und schnell versenden – und das geht zu Lasten der Paketzusteller. Die Wirtschaftskammer fordert jetzt Verbesserungen der Arbeitsbedingungen.

Diese Woche kam ein Zusteller in Straden mit hohem Tempo von der Straße ab – mehr dazu in Lenker bei Unfall mit Klein-Lkw verletzt –, vergangene Woche raste eine Zustellerin in Lebring mit 115 km/h durch den Ort – mehr dazu in Mit 115 km/h durch das Ortsgebiet: Die Paketflut vor Weihnachten ist für sie kaum noch zu bewältigen. In Schichten bis zu 15 Stunden seien zumindest doppelt so viele Pakete auszuliefern wie in anderen Monaten.

Enormer Preisdruck

Grundübel dieser Situation sei wie so oft der enorme Preisdruck, erklärt Anja Krenn von der Fachgruppe Güterbeförderung in der Wirtschaftskammer: „Derjenige, der den Transportauftrag annimmt, braucht den Auftrag, und derjenige, der den Auftrag vergibt, will so kostengünstig wie möglich transportieren, weil es vom Versandhandel auch den Druck gibt.“

Paketflut vor Weihnachten

Die Paketflut vor Weihnachten ist enorm. Allein die Post stellt an Spitzentagen vor Weihnachten 1,3 Millionen Pakete zu. Die Wirtschaftskammer kritisiert die teils prekären Arbeitsbedingungen der kleinen Paketzusteller, die unter enormen Druck stehen würden.

Denn der Kunde erwarte den Gratis-Versand ab einer gewissen Bestellsumme, so Krenn. Dazu komme, dass viele Zusteller Migranten seien: Aufgrund fehlender Deutschkenntnisse würden diese die Verträge oft nicht verstehen oder zu eng getaktete Touren annehmen. „Er unterschreibt jetzt zum Beispiel, dass er eine Tour in Voitsberg macht und weiß aber nicht, wie die Struktur ist, wie zerstreut die Gemeinden sind. Er kennt die Adressen nicht und ist dann überfordert.“

Knebelverträge und Scheinselbstständigkeit

Karl Heinz Winkler vom Sozialdemokratischen Wirtschaftsverband spricht zudem von Knebelverträgen: Von den steiermarkweit 600 Zustellunternehmen seien rund 400 Einmannunternehmen, die – wie er es formuliert – als Scheinselbstständige arbeiten würden. „Der fährt als Selbstständiger und ist in Wahrheit ein Scheinselbstständiger, weil er nur von einem Auftraggeber lebt, und alle möglichen Unterwerfungen machen muss. Er muss zum Beispiel das Logo der Post auf seinen Transporter kleben – wenn er bei der Post angestellt wäre, hätte er einen anderen Vertrag und würde nicht mehr als zehn Stunden arbeiten“, so Winkler.

Bei Verkehrsunfällen aufgrund des Zeitdrucks sieht Anja Krenn auch die Spediteure in der Verantwortung: „Der Spediteur, der Disponent lernt ja, wie er disponiert, der sollte dann auch einschätzen können, wie es bei einer gewissen Kilometer- und Paketzahl ausschaut, dass es zeitlich im Rahmen bleibt“, so die Vertreterin der Sparte Güterbeförderung in der Wirtschaftskammer, die hier eine österreichweite Auftraggeberhaftung der Spediteure fordert.