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Chronik

Geflügelmastskandal: AMA mit ersten Ergebnissen

Nach schweren Missständen in einem südoststeirischen Geflügelbetrieb hat die AMA am Donnerstag erste Ergebnisse der Sofortkontrollen am Dienstag und Mittwoch präsentiert: Dabei habe laut AMA „das meiste gepasst“.

Ein Video mit skandalösen Szenen aus dem AMA-zertifizierten steirischen Hühnermastbetrieb sorgt seit Tagen für Entsetzen – mehr dazu in Hühnermast: VGT kritisiert Haltungsformen und in Geflügelmastskandal weitet sich aus. Die Zustände, die sich in dem südoststeirischen Geflügelmastbetrieb abgespielt hatten, machten Tierschützer und Konsumenten gleichermaßen fassungslos.

Erschütternde Bilder

Anfang der Woche wurde das Video vom VGT öffentlich gemacht

Die Bilder von Hühnern, die mit einem Lkw überfahren werden, und der allgemeine Zustand der Tiere würden betroffen machen – man sei enttäuscht und zornig, sagte am Donnerstag auch AMA-Marketing-Geschäftsführer Michael Blass: Daher führte nach Bekanntwerden des Falles Dienstag und Mittwoch ein Tierarzt Sofortkontrollen durch.

„Das meiste hat gepasst“

„Zu dem Zeitpunkt, als wir dort waren, hat in dem Betrieb das meiste gepasst. Wir haben ausschließlich Kücken in den Stallungen vorgefunden. Sie haben einen vitalen Eindruck gemacht, und wir haben keine erhöhte Sterblichkeitsrate bei den Tieren festgestellt. Wer heute den Betrieb sieht, würde nicht auf die Idee kommen, dass diese erschreckenden und erschütternden Bilder tatsächlich vom selben Betrieb stammen“, so Blass.

Hühner überfahren
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Die Bilder aus dem Sommer sorgen für Entsetzen

„Was wir festgestellt haben, und das geht schon in Richtung Mängelliste, wir verlangen, dass zweimal täglich Kontrollgänge in den Stallungen durchgeführt werden, und die Aufzeichnungen, die der Betrieb vorgelegt hat, und auch unser persönlicher Eindruck lassen vermuten, dass hier gewisse Nachlässigkeiten vorgelegen sind. Das gilt auch für die Ruhephasen, die den Tieren eingeräumt werden“, sagte Blass.

Aktuell nur Kücken im Stall

Fix ist nun jedenfalls, dass die Bilder aus dem Betrieb stammen und wohl im Sommer entstanden sein dürften. Derzeit seien nur Kücken im Stall, der Betrieb bleibt für die AMA gesperrt: Mit ein Grund dafür sind unter anderem „Verbesserungspotenzial“ bei den vorgeschrieben zwei Kontrollgängen pro Tag.

„Aufgrund der Aufzeichnungen und der persönlichen Situation am Betrieb“ seien Verbesserungen gefordert. Ebenso im Bereich der Ruhephasen – insbesondere zu Mastende, hieß es in der Stellungnahme der AMA. Wie die Tiere gefangen werden, konnte nicht überprüft werden. Der Tierhalter wurde aufgefordert, eine umfassende Stellungnahme zu allen erhobenen Vorwürfen abzugeben. Über die Entwicklungen wolle man weiter informieren.

Eine Krise als Möglichkeit

Beim Tierwohl dürften keine Kompromisse gemacht werden, egal ob Massentierhaltung oder nicht, so Blass weiter. Dass das Image des AMA-Gütesiegels durch solche Vorfälle angeknackst werde, räumte auch er ein: „Natürlich leidet das Image des AMA-Gütesiegels, auf der anderen Seite geht es uns um das Vertrauen der Konsumenten. Eine Krise, wie wir sie jetzt erleben, gibt auch die Möglichkeit, darüber zu sprechen, was wir als AMA-Marketing leisten, um Lebensmittelsicherheit und Lebensmittelqualität im Sinne der Konsumentinnen und Konsumenten zu gewährleisten. Da sind Hunderte und Tausende landwirtschaftliche Betriebe in Österreich, die jeden Tag verlässlich, gut und ordentlich arbeiten.“

Zusätzlich wolle die AMA als Sofortmaßnahme „mit Schwerpunktaktionen und Spot-Audits auch zu ungewöhnlichen Zeiten reagieren. Die engmaschigen und risikobasierten Kontrollen verschiedener Stellen müssen besser vernetzt werden, damit Daten von Tierärzten, Schlachtbetrieben, der Lebensmittelkontrolle und anderen Kontrollen ein besseres Bild ergeben können“, so Blass.

VGT kämpft gegen „Qualzuchten“

Der Verein gegen Tierfabriken (VGT), der das Video Anfang der Woche an die Öffentlichkeit gebracht hatte, unterstrich seine Forderungen nach artgerechter Haltung am Donnerstag mit einem Protest vor einer Supermarktfiliale in Wien. Die Aktivistinnen und Aktivisten kritisierten „den Einsatz von Qualzuchten“. Sie bitten die Handelskette Lidl europaweit, sich „der Europäischen Masthuhn-Initiative anzuschließen“.