Kühe stehen im Kuhstall.
APA/dpa/Franziska Kraufmann
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Landwirtschaft

Biobauern gegen Tierleid-System

Nach den erschreckenden Bildern aus einem steirischen Hühnermastbetrieb stellt sich die Frage, ob es sich dabei um Einzelfälle handelt, oder um ein System. Vordenker der Bio-Branche skizzieren, wie man solche Vorfälle verhindern könnte.

Norbert Hackl ist einer der Vorreiter für artgerechte Tierhaltung in Österreich. 800 Schweine hält er auf seinem Biobauernhof in der Oststeiermark mit 30 Hektar Weideflächen. „Die leben von der Geburt bis zum Ableben im eigenen Weideschlachthaus immer im Freien. Und wir haben auch ein paar Rinder“, schildert Hackl im Gespräch mit Ö1.

Weniger Fleisch, dafür gute Qualität

Das Fleisch vermarktet er in einem eigenen Verkaufslokal und über den Online-Versand. Das Kilo Bio-Schweineschnitzel kostet dreimal mehr als konventionelle Aktionsware im Supermarkt. Auf die Frage, ob Fleisch auf diese Art zum Luxusgut wird, antwortet Hackl: „Ich glaube, die Frage ist nicht, wie teuer das Fleisch ist, sondern wie viel Fleisch esse ich. Wenn man um das weniger Fleisch isst, ist es gleich teuer und belastet das eigene Budget gleich stark, als wenn ich viel, aber billiges Fleisch esse.“

Wollschweine, Mangalizaschweine
dpa-Zentralbild/Robert Schlesing

Hackl: „Das Tier soll sich wohlfühlen“

Für den Biobauern sind Missstände wie jüngst in dem Hühnermastbetrieb keine Einzelfälle, sondern Teil der Massentierhaltung. Dieses System müsse sich ändern, ist er überzeugt – als erstes beim Preis. „Solange es um wenige Euro Fleisch gibt, wird es immer ein Massenprodukt sein“, so der Biobauer.

Außerdem müsste die Politik weit strengere Tierschutz-Kriterien vorschreiben, ist Hackl überzeugt: „Es kann nicht sein, dass ein Schwein zum Beispiel auf 1,2 oder 1,3 m² als Tierwohl-Schwein gilt. Ein ausgewachsenes Schwein braucht mehr als 100 m². Das Tier soll sich wohlfühlen." Die Bedürfnisse des Tieres müssten vor dem Verlangen des Menschen nach billigem Fleisch stehen.

Zotter: „Gesetze sind einzuhalten“

Während Biobauer Norbert Hackl beim höheren Preis für Fleisch ansetzt, ist für Josef Zotter – Schokoladenerzeuger und einer der größten Biobauern in seiner Region – die Kontrolle besonders wichtig: „Es gibt Gesetze, die sind einzuhalten. Der Konsument verlässt sich auch darauf. Wenn er die Möglichkeit hat, billiges Fleisch zu kaufen, dann geht er davon aus, dass das in Ordnung ist.“

Denn auch dem Billigfleisch-Konsumenten sei es nicht egal, wie das Tier gelebt hat, bevor es auf dem Teller landet – ist Zotter überzeugt. 130 Rinder, 80 Schweine, mehrere 100 Hühner und Puten leben in Zotters „Essbarem Tiergarten“ in der Oststeiermark. Die Gäste sollen ihrem Essen in die Augen schauen können, so sein Leitspruch.

Selbstkontrolle durch mehr Transparenz

Er habe in seinen Ställen und auf seinen Weiden nichts zu verbergen, so Zotter, Transparenz täte auch der Kollegenschaft gut: „Da wäre ich der Meinung, dass man sagt: Jeder landwirtschaftliche Betrieb, der ja auch öffentlich gefördert wird, ist verpflichtet, seinen Hof aufzumachen. Das muss zwingend vorgeschrieben werden. Und dann passiert Selbstkontrolle, die immer noch die beste Kontrolle ist.“

Gefordert sieht Josef Zotter auch die Gastronomie: „Warum ist es möglich, dass in Österreich auf den Speisekarten nicht zwingend der Lieferant draufsteht?“ Am besten mit einem QR-Code, mit dessen Hilfe sich die Haltungsbedingungen nachlesen lassen. Freilich würde so ein System auch Investitionen bedeuten. Doch im Endeffekt sei auch der Bauer zufrieden, wenn die Kundschaft zufrieden sei, ist Zotter überzeugt.