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APA/ROBERT JAEGER
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WIRTSCHAFT

Wirtschaft hofft auf Bosnien-Herzegowina

Die Europäische Union hat Bosnien-Herzegowina offiziell in den Kreis der Beitrittskandidaten aufgenommen. Die steirische Wirtschaft erhofft sich davon unter anderem mehr Rechtssicherheit und weniger teure Zollverfahren.

Rund 400 Kilometer Luftlinie trennen die steirische Landeshauptstadt Graz und die Hauptstadt von Bosnien-Herzegowina, Sarajevo. Was die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Bosnien-Herzegowina und der Steiermark betrifft könnten beide Länder in Zukunft enger zusammenrücken, denn das Land am Balkan ist seit wenigen Tagen offiziell EU-Beitrittskandidat – mehr dazu in Bosnien-Herzegowina nun EU-Beitrittskandidat (news.ORF.at; 15.12.2022).

Internationalisierungscenter: Beitritt alternativlos

Ein EU-Beitritt des Landes ist für den Geschäftsführer des Internationalisierungscenters Steiermark, Robert Brugger, alternativlos. Europa dürfe es sich nicht leisten, Bosnien-Herzegowina an andere Player wie China, Russland oder die Türkei zu verlieren, außerdem sei Österreich größter Auslandsinvestor in Bosnien-Herzegowina, das bilaterale Handelsvolumen sei 2019, also vor Ausbruch der Corona-Pandemie auf Rekordniveau gewesen, sagte Brugger.

Noch Luft nach oben bei Handelbeziehungen

„Wir sind im Export in einer Größenordnung von 123 Millionen Euro, und somit geht ein Viertel aller österreichischen Exporte aus der Steiermark heraus nach Bosnien“, so Brugger. Ein EU-Beitritt würde für steirische Betriebe mehr Rechtssicherheit, weniger Abhängigkeit von asiatischen Märkten beim Einkauf von Waren und weniger teure Zollverfahren bringen, was Importe und Exporte billiger machen würde.

Bei den Handelsbeziehungen zwischen der Steiermark und dem EU-Beitrittskandidaten sieht Brugger noch Luft nach oben. Beim Export sei Bosnien-Herzegowina auf Rang 28 der wichtigsten Handelspartner der Steiermark, im Import bewege man sich bei Platz 24. Mit einem EU-Beitritt ortet Brugger aber Potenzial für die Top 20.

Veredelung und IT

Bosnien-Herzegowina sei ein wichtiger Partner in den Bereichen Metall, Stahl und Komponenten für Kraftfahrzeuge, so der ICS-Geschäftsführer. „Viele bosnische Unternehmen machen auch Veredelung für österreichische Unternehmen. Es geht Ware hinunter, wird zur Fertig- oder Halbfertigware veredelt, und geht dann wieder nach Österreich zurück. Das ist eigentlich fast mit Abstand das größte Geschäft zwischen Bosnien und der Steiermark“, so Brugger.

Auch im Bereich IT hätte Bosnien vor allem in Städten wie Sarajevo und Banja Luka mittlerweile sehr gut qualifizierte Kräfte, so Brugger. Aufgrund der eher instabilen sozialen Situation in dem Land würden viele junge Fachkräfte ins Ausland abwandern, das mache Bosnien-Herzegowina als Standort für Produktionsstätten weniger attraktiv, sagte Brugger. Wie sich die Handelsbeziehungen entwickeln könnten, hänge deshalb auch sehr davon ab, wie sich Bosnien in Zukunft selbst entwickeln werde, sagte der ICS-Chef.