Edle Kutschen
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Kultur

Lipizzanerzucht Piber zu Kulturerbe ernannt

Seit rund 100 Jahren stellt das Lipizzanergestüt Piber die edlen Schulhengste für die Spanische Hofreitschule in Wien bereit. Nun wurde „das Wissen um die Lipizzanerzucht“ in das Verzeichnis des immateriellen UNESCO-Kulturerbes aufgenommen.

Erwin Movia, Gestütsleiter des Lipizzanergestüts Piber, widmet den edlen Pferdedamen seine besondere Aufmerksamkeit – diese sichern den begehrten Hengstnachwuchs für die Spanische Hofreitschule in Wien.

„Wir freuen uns natürlich immer, wenn die Hengste – weil das sind ja wie unsere Kinder – nach Wien gehen und die Ausbildung absolvieren. Wir sehen sie dann das erste Mal wieder in der Vorführung. Dann kommen die Hengste für die Zucht wieder zurück“, erklärte Movia.

Die Pferde auf Sommerfrische

Im Jahr 1798 einst zur Zucht militärischer Pferde eingerichtet ist das Gestüt rund um das weststeirische Schloss Piber seit mittlerweile 100 Jahren alleiniger Lipizzanerlieferant der Hofreitschule.

Gestütsleiter füttert Pferde
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Gestütsleiter des Lipizzanergestüts Piber, Erwin Movia, widmet den edlen Pferdedamen seine besondere Aufmerksamkeit

„Wir dürfen uns für die Fohlen noch Zeit lassen – dass wir mit den Fohlen spielen, damit sie die natürliche Scheu vor dem Menschen verlieren. Dann haben sie drei Jahre Zeit, die Sommermonate auf der Alm zu verbringen. Wir haben zwei wunderschöne Almen, wo die Hengste und Stuten separat aufwachsen“, so der Gestütsleiter weiter. Nach der Sommerfrische auf der Stubalm und der Brendlalm treten die Pferde wieder den herbstlichen Rückweg ins Heimatgestüt an.

Pferde auf Koppel
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Bei der Zucht der Pferde ist Vorsicht geboten

Movia weiß genau über die nötigen Gepflogenheiten der Zucht Bescheid: „Der Lipizzaner ist ein sehr intelligentes Pferd, und darum lernt er das Negative gleich schnell wie das Positive. Deshalb gilt es immer, in der Ausbildung und in der Aufzucht aufzupassen.“

Fünf Jahrhunderte Erfahrung

Weitergegeben wird das Wissen über die Zucht der ältesten Kulturpferderasse der Welt ausschließlich mündlich – schriftlicher Ankerpunkt sind die Zuchtbücher, die seit Jahrhunderten sorgfältig geführt werden. „Da sind wir auch stolz, dass wir alle Originalstücke bei uns im Safe im Schloss haben. Das heißt, da sind schon vom 16. Jahrhundert weg die Zugänge, Charaktereigenschaften und Abstammungen der Pferde immer dokumentiert worden. Das wird noch immer handschriftlich weitergeführt“, so Movia.

Zuchtbuch des Lipizzanergestüts Piber
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Seit mehreren Jahrhunderten wird das Wissen des Lipizzanergestüts Piber in Zuchtbüchern dokumentiert

Zahlreiche historische Kostbarkeiten rund um die Lipizzanerzucht werden in den Räumlichkeiten des Schlosses und des Gestüts Piber verwahrt und kommen vielfach noch zum Einsatz, wie Movia erklärte: „In Wien gibt es die klassische Reitschule, und wir haben in Piber die klassische Fahrschule. Der Lipizzaner war ja immer das Prunkpferd unter dem Sattel und vor der Kutsche – darum pflegen wir weiterhin die Fahrschule.“

Freude über Welterbestatus groß

Die Freude über die Aufnahme des „Wissens um die Lipizzanerzucht“ in das Verzeichnis des immateriellen UNESCO-Kulturerbes ist groß – nach der bereits 2015 erfolgten UNESCO-Auszeichnung für die klassische Reitkunst und die hohe Schule der Hofreitschule. „Das ist eine ganz besondere Auszeichnung, wir sind sehr stolz, dass wir das erreicht haben“, zeigte sich Movia erfreut.