Zwei Krankenschwestern
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Wirtschaft

Zunehmend Pflegekräfte aus Kolumbien und Tunesien

Bis 2030 fehlen österreichweit 76.000 Pflegekräfte. Um den Personal-Mangel in den Griff zu bekommen, werden mittlerweile zunehmend Pflegerinnen und Pfleger von anderen Kontinenten rekrutiert.

Lizeth Aguirre Diaz ist eine von fünf Kolumbianerinnen, die als Diplompflegekraft im LKH Graz West arbeitet; die 26-Jährige ist seit zehn Monaten hier.

„Es geht mir gut, ich bin froh da. In Österreich kann ich eine Arbeit mit Urlaub haben, und ich habe ein bisschen Freizeit – in Kolumbien ist das normalerweise nicht so. Dort müssen wir viele Stunden arbeiten, und es ist ein anderes Gesundheitssystem“, so Lizeth Aguirre Diaz.

Lizeth Aguirre Diaz im Interview
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Lizeth Aguirre Diaz kommt aus Kolumbien und arbeitet nun als Diplompflegekraft im LKH Graz West

600 Fachkräfte von anderen Kontinenten

Sechs-Tage-Wochen, prekäre Dienstverhältnisse und nur zwei Wochen Urlaub im Jahr: Rund 100 Pflegefachkräfte verließen Kolumbien bisher, um in Österreich unter besseren Bedingungen zu arbeiten. Rekrutiert wurden sie von einer Wiener Agentur, die bis Ende 2024 bis zu 600 Fachkräfte nach Österreich holen will.

„Die Pflegekräfte in Kolumbien haben zum einen ein vierjähriges Studium absolviert, zum anderen sind die kulturellen Werte sehr gut mit jenen von Österreich kompatibel. Außerdem gibt es in Kolumbien aktuell mehr Pflegekräfte, als am lokalen Gesundheitsmarkt benötigt werden“, so Andreas Reitermayr von der Recruiting-Agentur.

Einjährige Vorbereitungszeit

Dem Einsatz in Österreich geht eine einjährige Vorbereitungszeit in Kolumbien voraus – zehn Monate Deutschkurs und mehrere Workshops bereiten die Kräfte auf das österreichische Gesundheitswesen vor.

Pflegekräfte aus Südamerika angeworben

Bis 2030 fehlen österreichweit 76.000 Pflegekräfte. Um den Personalmangel in den Griff zu bekommen, werden zunehmend auch Pflegerinnen und Pfleger von anderen Kontinenten rekrutiert. In den steirischen Krankenhäusern arbeiten beispielsweise bereits 14 Kolumbianierinnen und Kolumbianer.

„Deutsch ist natürlich eine Herausforderung. Wir begleiten sie seit Beginn ihres Arbeitsverhältnisses dabei, ihre Deutschkenntnisse weiter auszubauen. Sie sind hoch motiviert und sehr bemüht, sich in die bestehenden Teams zu integrieren“, sagt Christina Grünauer-Leisenberger, Leiterin des Personalmanagements der KAGes.

Im Jänner kommen 30 weitere Pflegefachkräfte aus Kolumbien in die Steiermark, im Juni sind es 31 Personen aus Tunesien – sie werden die Pflegekräfte am LKH-Klinikum Graz unterstützen.