Benedikt XVI. 2007 in Mariazell
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Religion

Trauer um Benedikt XVI.

Mit dem Läuten der Glocken hat auch die römisch-katholische Kirche in der Steiermark auf das Ableben von Benedikt XVI. reagiert. Der steirische Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl würdigte den emeritierten Papst für dessen Demut und Intellekt.

Der am Samstag verstorbene emeritierte Papst Benedikt XVI. war Österreich zeit seines Lebens eng verbunden. Von 7. bis 9. September 2007 verbrachte er drei Tage in Österreich. Höhepunkt seiner damaligen „Pilgerreise“ war eine Messe im Wallfahrtsort Mariazell zum 850-Jahr-Jubiläum.

Besuch in Mariazell 2007

Der Besuch war vom schlechten Wetter überschattet. In Mariazell regnete es während der gesamten Messe, die der Papst auf dem Platz vor der Basilika zelebrierte. Trotzdem kamen mehr als 32.000 Pilger in den obersteirischen Wallfahrtsort. Erst beim Angelusgebet am Sonntag zeigte sich ein wenig die Sonne.

Benedikt XVI. 2007 in Mariazell
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Verregneter Papstbesuch 2007 in Mariazell

Krautwaschl: „Ein großartiger Theologe“

Der steirische Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl würdigte Benedikt XVI. für dessen Demut und Intellekt: „Erlebt habe ich ihn als stets auf Gott schauend, der ihn nunmehr heim gerufen hat. Zudem war Benedikt XVI. ein großartiger Theologe, der uns viele interessante Gedanken und Bücher hinterlassen hat.“

Von Benedikts Österreichbesuch im Jahr 2007 sei ihm vor allem auch dessen Schüchternheit in Erinnerung geblieben „und die Unmittelbarkeit, mit der er auf Menschen zugegangen ist.“ Der Zeremoniär habe damals aufgrund des Regens vorgeschlagen, die Messe in die Basilika Mariazell zu verlegen, worauf Papst Benedikt geantwortet habe: „Wenn die Leute draußen stehen, dann werden wir auch hinausgehen.“

Bischof Wilhelm Krautwaschl
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Aufruf zum Gebet für Benedikt und Franziskus

Bischof Krautwaschl ruft anlässlich des Todes von Benedikt XVI. die Gläubigen zum Gebet nicht nur für den Verstorbenen auf, sondern auch für dessen Nachfolger Franziskus: „Diese zwei Päpste haben in ihrer Unterschiedlichkeit die Kirche um einiges weitergebracht. Dafür bin ich immens dankbar.“

Kapellari: „Befreiung von Täuschung“

Krautwaschls Vorgänger Egon Kapellari – der Josef Ratzinger freundschaftlich verbunden war – bezeichnete in einer ersten Reaktion Benedikt XVI. als einen „unbestreitbar großen Theologen und geistigen Meister.“

Gedenkgottesdienst

Am Sonntag wird es in Mariazell einen Gottesdienst mit Erzbischof Franz Lackner für den verstorbenen Papst geben.

Als Theologe, Kardinal und Papst habe er gegen einen von manchen Beobachtern festgestellten „Abschied der Welt vom Christentum gewirkt – und zwar in komplementärer, sich ergänzender Form zu seinem Nachfolger, Papst Franziskus.“ Im deutschen Sprachraum dominiere in der Auseinandersetzung um den Reformprozess „Synodaler Weg“ zwar Enttäuschung über Josef Ratzingers Leben und Wirken, doch "manche Enttäuschung wird später als Befreiung von Täuschung erfahren werden“, ist Kapellari überzeugt.

Drexler: „Ein Stück steirische Geschichte geschrieben“

Der steirische Landeshauptmann Christopher Drexler (ÖVP) nahm zum Ableben von Benedikt XVI. in einer Aussendung Stellung: "Er hat mit seinem Besuch ein Stück steirische Geschichte geschrieben. Papst Benedikt XVI. war eine beeindruckende Persönlichkeit, ein kluger Theologe und eine starke Stimme für den Frieden. Als Mariazeller Ehrenbürger war er der Steiermark und seiner Magna Mater Austriae stets verbunden.“

Josef Ratzinger ganz persönlich

Der Filmemacher und ORF-Steiermark-Redakteur Günter Schilhan gestaltete in den Jahren 2003/04 eine Fernsehdokumentation über den damaligen Kardinal Josef Ratzinger und erinnert sich auf Radio Steiermark im Gespräch mit Christine Gutzelnig an ihn.

Der ehemalige Papst Benedikt XVI. starb am Samstag im Alter von 95 Jahren. Er geht als der erst zweite Papst, der zurücktrat, in die Geschichte ein. Der erste deutschsprachige Papst galt als einer der einflussreichsten Theologen des 20. Jahrhunderts – mehr dazu in Das Vermächtnis von Papst Benedikt XVI. (religion.ORF.at).