Echtes Handwerk ist heutzutage schwer zu finden – dazu gehört mittlerweile auch der Beruf des Fleischermeisters. In den letzten 20 Jahren sperrte in Österreich jeder vierte Betrieb für immer zu.
Großkonzerne, Personalnot und Nachwuchsmangel machen den Fleischereien das Leben schwer. So kann man etwa die Meisterprüfung zum Fleischermeister gar nicht mehr in Österreich ablegen – dazu muss man nach Deutschland fahren. Auch Lehrlinge gibt es kaum noch und viele Fleischereien auch nur noch so lange, bis die Betreiber in Pension gehen.
„Mit Herz und Seele Fleischhauer“
Gratwein-Straßengel etwa war noch in den 80er-Jahren mit fünf Fleischereien bestückt, heute gibt es nur noch jene von Franz und Anna Rinner – und die beiden sind mit 77 und 72 Jahren längst im Pensionsalter.
„So lange die Frau und ich gesund sind, machen wir das. Mein Chef hat immer gesagt: ‚Um sich oben zu halten, braucht man Kraft, aber loszulassen ist schwer.‘ Ich bin mit Herz und Seele Fleischhauer. Aufhören ist nicht so einfach“, so Franz Rinner.
Ein freier Tag in 15 Jahren
Loslassen würde auch bedeuten, den Betrieb für immer zuzusperren – und das haben die Rinners in 52 Geschäftsjahren, außer am Wochenende, nie gemacht: Keinen einzigen Tag waren sie bislang auf Urlaub, der letzte freie Tag – an dem die Tochter geheiratet hat – liegt 15 Jahre zurück.
In letzter Generation
Die Fleischerei ist ein Lebenswerk in fünfter – und wohl letzter – Generation – Nachfolger wird es laut Rinners keine geben: „Wir haben doch vier Kinder, aber keinen interessiert das. Das ist Schwerarbeit. Wer tut sich das an, um 5.00 Uhr aufzustehen und dann bis 18.00 oder 19.00 Uhr zu arbeiten? Heute will jeder nur mehr vier Tage in der Woche arbeiten.“
Vor 40 Jahren herrschte Hochbetrieb in der Fleischerei: Zehn Mitarbeiter gab es, zu Spitzenzeiten standen alleine fünf Arbeitskräfte hinter der Theke – heute schmeißen die Rinners den Laden ganz allein. Was nach wie vor Bestand hat, ist die Treue der Kunden.