Verschiedene Tabletten in einer Aufbewahrungsbox
APA/dpa/Jens Kalaene
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Gesundheit

Wirkstoffverschreibung: Nur wenig Zuspruch

Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) will die Wirkstoffverschreibung vorantreiben. Wenig Zuspruch kommt von Ärzteschaft und Pharmaindustrie; einzig die Apothekerkammer sieht darin einen Schritt in die richtige Richtung.

Laut dem Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen waren am Donnerstag mehr als 600 Medikamente knapp oder gar nicht lieferbar – rund 100 mehr als noch vor drei Wochen – mehr dazu in Medikamenten-Engpass: Zentrallager als Lösung (29.12.2022)

Im Rahmen einer Wirkstoffverschreibung würden Ärzte und Ärztinnen nicht ein konkretes Medikament verschreiben, sondern nur den Wirkstoff – die Apotheken könnten dann leichter vorhandene und passende Medikamente ausgeben.

Apotheker spricht sich für Preisband aus

Für eine solche Wirkstoffverschreibung gäbe es viele internationale Vorbilder, so Apothekerkammerpräsident Gerhard Kobinger, der im Vorschlag des Gesundheitsministers mehr Handlungsspielraum der Apotheken bei Lieferengpässen sieht. Allerdings dürfe sie jedoch von der Gesundheitskasse nicht als Werkzeug zum Einsparen verwendet werden: „So nach dem Motto, es darf nur das billigste abgegeben werden – dann ist möglicherweise jedes Monat eine andere Firma die billigste mit ihrem Produkt, und dann wird nur noch das verordnet, und dann können die den Bedarf nicht beliefern und wir haben wieder Lieferengpässe. Es muss zumindest ein Preisband angegeben werden“, so Kobinger.

Pharmaindustrie fürchtet weiteren Preisdruck

Auch der Verband der pharmazeutischen Industrie Österreichs befürchtet einen Preisdruck – schon jetzt sei dieser vor allem bei Generika hoch, heißt es per Aussendung. Das sieht auch Andreas Windischbauer, Präsident des Verbandes der Arzneimittelgroßhändler, so: „Wenn es darum geht, das mit anderen Dingen zu verknüpfen, dann führt es zu einer Einengung des Sortimentes und mehr Engpässen, weil die Planbarkeit für die Hersteller sich völlig ändert. Da gibt es genug Beispiele in anderen Ländern, dass das zu einer Verringerung des Arzneimittelschatzes und der Auswahl führt.“

Ärzte fürchten Patientenverunsicherung

Außerdem würde eine Wirkstoffverschreibung zu Verunsicherung bei Patienten führen, die dauerhaft Medikamente einnehmen müssen – hier sei Kontinuität wichtig, sagte Alexander Moussa, Hausarzt in Hartberg und Referent der Kassenärzte in der Ärztekammer: „Es ist auch zu erwarten, dass dann jedes Monat eine andere Packung beim Patienten landet. Damit ist unserer Ansicht nach die Therapietreue der Patienten, aber auch die Therapiesicherheit nicht gewährleistet. Auch sehen wir der Erfahrung nach, dass wirkstoffähnliche Präparate nicht immer gleich gut vertragen werden.“

Obwohl es also wenig Zuspruch gibt, sei laut Gesundheitsminister Johannes Rauch eine Verordnung zur Wirkstoffverschreibung aber bereits in Arbeit.