Kunsthaus Graz
ORF.at/Christian Öser
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KULTUR

Kunsthaus 2023: Zufluchtsort und Jubiläum

Das 20-Jahre-Jubiläum des Grazer Kunsthauses schlägt sich auch im Jahresprogramm nieder, das am Freitag präsentiert wurde. Die Ausstellungsthemen sind vielfältig. Die neue Leiterin Andreja Hribernik sprach von „Orten der Zuflucht“.

Als eines der Highlights wird im Herbst Sol LeWitts „Wall“ von 2004 wieder zu sehen sein, allerdings in neuer Bespielung. In den Ausstellungen 2023 geht es um die Themen Trennung, Abgrenzung, Überschreitung und Zusammenkommen.

Reflektieren und relativieren

Hribernik präsentierte das Programm gemeinsam mit Chefkuratorin Katrin Bucher Trantow. „In einer Welt, die von Konflikten geprägt ist, brauchen wir Orte der Zuflucht, wo man offen sprechen kann“, meinte Hribernik. Das Kunsthaus wurde im Herbst 2003 anlässlich des Kulturhauptstadt-Jahres eröffnet. „Es gibt Grund, zu feiern“, betonte die Geschäftsführerin, die einen „Blick, der über Vergangenes nachdenkt, reflektiert und auch reaktiviert“, auf die vergangenen 20 Jahre werfen möchte. Denn aufgrund von „Pandemie, Krieg und ökonomischer Krise müssen wir Stellung beziehen“.

Andreja Hribernik
ORF

„Schatten, Lücken, Leerstellen“

Das Programm, das vorgestellt wurde, wurde zu einem großen Teil noch von der früheren Leiterin Barbara Steiner und Bucher Trantow erarbeitet. Den Beginn machen im Februar Ausstellungen mit Arbeiten von Isa Rosenberger, Ingrid Wiener und Martin Roth. „Schatten, Lücken, Leerstellen“ nennt sich die Schau, in der Rosenberger Geschichte thematisiert und reaktiviert.

Zu den bestehenden fünf Filminstallationen kommt eine sechste, die eigens für Graz konzipiert wird. Die Künstlerin beschäftigt sich in ihren Arbeiten auch mit jüdischem Feminismus. „Von weit weg sieht man mehr“ nennt sich die Ausstellung von Ingrid Wiener und Martin Roth, die sich damit auseinandersetzen, was Umwelt ist und inwiefern Kultur in allem involviert ist. Der 2019 verstorbene Martin Roth arbeitete mit lebendigem Material, während Ingrid Wiener webt, zeichnet und schreibt.

Thema „Grenzen“

Während der Diagonale im März gibt es eine Zusammenarbeit mit Anna Spanlang, die auch den Trailer für das Filmfestival gestalten wird. Unter dem Titel „Baby better have my menstruation. I ain’t no museum“ erarbeitet sie eine mehrteilige interaktive Intervention im Kunsthaus.

Es folgt im Mai die Gruppenausstellung „Körper und Territorium“ als Kooperation mit dem Muzej suvremene umjetnosti (MSU) Zagreb. Versammelt werden hier mehr als 30 Positionen und rund 100 Arbeiten, die sich mit dem Thema Grenzen – politische und Körpergrenzen – und mit dem Überschreiten von Grenzen beschäftigen. Anschließend wird im Juni Plamen Dejanoff sein „Heritage Projekt“ gestalten.

Zugehörigkeit und Ausgrenzung

Am 27. September wird die damalige Eröffnung des Kunsthauses mit zwei Ausstellungen und dem Projekt „Re-Imagine the Future“ gefeiert. Sol LeWitts „Wall“, 2004 die erste Solopräsentation im Space1 des neuen Kunsthauses, wird erneut gezeigt und mit verschiedenen Performances und Interventionen bespielt. „Die/Der/Das Andere“ ist eine Gruppenausstellung, die sich bis Jänner 2024 mit den Themen Identität, Geschichte, Zugehörigkeit und Ausgrenzung beschäftigen wird. Es geht auch um die Fragen „Wie positionieren wir uns heute den anderen gegenüber, für wen sind wir die oder der Andere?“

„Das Kunsthaus ist nicht nur eine architektonische Landmarke, die in der Landeshauptstadt ein Wahrzeichen geworden ist, sondern es ist ein wichtiger Kulminationspunkt insbesondere für zeitgenössische Kunst“, betonte Kulturlandesrat und LH Christopher Drexler (ÖVP) bei der Präsentation am Freitag.