Landesgericht Graz
ORF.at/Roland Winkler
ORF.at/Roland Winkler
Gericht

Prozess um Mordkomplott fortgesetzt

Mit Zeugenbefragungen ist am Mittwoch in Graz der Prozess um einen 22 Jahre alten Mordfall fortgesetzt worden. Angeklagt sind eine Frau und ein Mann, die einen Mord in Auftrag gegeben und ausgeführt haben sollen. Bisher leugneten die Angeklagten alles.

Die Frau ist als Bestimmungstäterin geführt: Sie soll das spätere Mordopfer – einen Italiener, der sich Ende der 1990er-Jahre in sie verliebt hatte – um sein ganzes Geld gebracht haben. Zuletzt soll der Mann nicht einmal mehr Geld für ein Rückfahrticket in seine Heimat gehabt haben.

Als der 47-Jährige damit drohte, zur Polizei zu gehen, soll ein Bekannter der Frau den Plan entwickelt haben, den Mann zu töten – zwei weitere Beteiligte sollen den Italiener dann in die Steiermark gelockt und ihn umgebracht haben. Der Planer sowie einer der unmittelbaren Täter wurden 2019 wegen Mordes zu 17 und 18 Jahren rechtskräftig verurteilt.

Aussagen verweigert

Am Mittwoch sollten nun eben diese beiden bereits verurteilten Männer befragt werden. Jener, der den Plan ersonnen haben soll, wurde aus Wien per Video zugeschaltet, entschlug sich aber der Aussage.

Auch der zweite Mann wollte nicht aussagen, und er betonte, dass seine früheren Angaben nicht stimmen würden: „Ich habe damals unter Druck ausgesagt“. Ein aus der Slowakei zugeschalteter Zeuge verweigerte ebenso die Aussage, obwohl ein Verteidiger mit zahlreichen Fragen versuchte, ihn doch zu ein paar Angaben zu bewegen.

Aussage eines toten Zeugen verlesen

Verlesen wurde dagegen die Aussage eines Zeugen, der die beiden Angeklagten belastet hatte: Er gab an, von dem Mordplan gewusst zu haben. Der Mann konnte aber nicht mehr befragt werden – er hatte voriges Jahr im März einen tödlichen Unfall. Seine Leiche wurde unbekleidet auf der Autobahn gefunden, nachdem sie offenbar von mehreren Autos überrollt worden war.

Zeuge: „Konfliktreiche Beziehung zu einer Frau“

Am Nachmittag waren dann einige italienische Zeugen geladen, darunter jener Mann, der dem Mordopfer Geld für die Heimfahrt gegeben hatte. Er habe für ihn einige Arbeiten erledigt, so der Zeuge, dann traf er ihn noch einmal in einem Kaffeehaus in der Nähe von Bratislava. „Er hat mir seine Probleme geschildert, seine konfliktreiche Beziehung zu einer Frau“, so der Zeuge.

Das spätere Opfer habe auch von der Lebensversicherung zugunsten der Tochter seiner Freundin erzählt: „Ich war sehr überrascht.“ Damals hatte der unglückliche Mann nicht einmal genug Geld, um nach Italien zurückzufahren. Er gab ihm Geld für ein Zugticket und empfahl ihm, sich sofort auf den Weg zum Bahnhof zu machen und nach Hause zu fahren. „Ein paar Tage später habe ich von dem schrecklichen Unglück gehört.“

Der Prozess wird am Donnerstag um 9.00 Uhr fortgesetzt, am Freitag könnte ein Urteil fallen.