Gerhard Stark
steiermark.at/Streibl
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Gesundheit

Spitäler-Chef nimmt Politik aus Verantwortung

Der Chef der Steiermärkischen Krankenanstaltengesellschaft (KAGes), Gerhard Stark, hat Montagabend die zunehmenden Probleme in den steirischen Spitälern bestätigt, macht dafür aber nicht die Politik verantwortlich. Sehr wohl sei laut Stark nun „permanente Kleinarbeit“ nötig.

Die steirischen Spitäler waren auf Grund der angespannten Personalsituation zuletzt mehrfach in die Schlagzeilen geraten. Der Rektor der Med-Uni Graz, Hellmut Samonigg, etwa machte öffentlich, dass man in Teilbereichen nicht mehr in der Lage sei, die eigenen Aufgaben zu erfüllen: Die Rede war von abgewiesenen Patienten, mangelndem und überlastetem Personal und gesperrten Betten – mehr dazu in LKH Graz muss Patienten abweisen (24.1.2023).

„Permanente Kleinarbeit“ statt „großem Wurf“

Stark kündigte Montagabend an, dass nun „permanente Kleinarbeit“ an den Strukturen notwendig sei, „den großen Wurf werden wir aber nicht schaffen“. Er wolle sich aber die KAGes nicht als Ganzes schlecht reden lassen, so Stark, hänge vieles doch an den demografischen Entwicklungen, die auch andere große Unternehmen und Institutionen treffen würden.

Die Bevölkerung in Österreich wachse, ebenso die Leistungen, die in Spitälern angeboten und erledigt werden. Gleichzeitig sinke die Zahl an niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten, weshalb Patienten immer öfter in die Ambulanzen der Spitäler kämen, umriss der Spitälerchef die Problemfelder. Diese Entwicklungen würden auch vor den KAGes-Spitälern nicht Halt machen.

„Nicht Politik verantwortlich machen“

Die Zahl der Erstkontakte in den Ambulanzen steige kontinuierlich, gleichzeitig sei der altersdemografische Wandel auch bei der Ärzteschaft erkennbar: Ein Viertel bis ein Drittel aller Absolventen eines Medizinstudiums arbeiteten nach ihrem Abschluss nicht patientennah, oft in Forschung oder Verwaltung, wo sie ebenfalls gebraucht würden, so Stark. Schon 2009 hätten Berechnungen gezeigt, dass es 2022 Probleme mit der Belegschaftsstruktur geben werde.

Hinzugekommen sei das neue Arbeitszeitgesetz, das 2015 noch tragbar gewesen sei, als es mehr Ärzte gegeben habe, so der Vorstand. Die „Daumenschrauben“ seien dann mit einer neuen Ausbildungsordnung noch einmal angezogen worden, sie habe noch mehr Spezialisierung gebracht. „Ich bitte, dafür aber nicht die Politik verantwortlich zu machen. Das waren wir Ärzte schon selbst“, meinte er durchaus selbstkritisch.

Den Misstrauensantrag, der Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP) am Dienstag bei der Landtagssitzung erwartet, verstehe Stark daher ganz und gar nicht, „weil hier wird eine Landesrätin für etwas zur Verantwortung gezogen, was mit Naturkonstanten zu tun hat, die sie nicht beeinflussen kann. Da müssten dann ja auch die ganzen Top-Manager der großen Unternehmen ausgetauscht werden.“ – mehr dazu auch in Landtag: Misstrauensantrag gegen Bogner-Strauß.

Auch Zahl der Studienplätze zu hinterfragen

Schon 2010 hätte der Bund bei der Ausbildung im Gesundheitsbereich aber die Zahl der Plätze wohl hochfahren müssen, so der Vorstand. „Die Frage ist auch, ob die Zahl der aktuellen Studienplätze die richtige ist“, sagte er diplomatisch, ohne konkret eine Aufstockung zu fordern. Wünsche an die Landespolitik habe er derzeit keine, doch er wünsche sich, dass „im System mehr Denkarbeit“ geleistet werde.

Stark betonte zudem: „Wir haben kein absolutes Versagen.“ In manchen Bereichen werde mehr geleistet als je zuvor. „Die Leute in den Spitälern strampeln sich ab wie narrisch, um abzufangen, was nun mal da ist.“ Bestehende Strukturen müssten überprüft und es müsse zusammengeräumt werden, sagte der Vorstand.

Erste Maßnahmen wie etwa die Neustrukturierung der Inneren Medizin in Bad Radkersburg zeigten seinen Zahlen zufolge erste Erfolge. Ähnlich positiv verlaufe das Ende November vorgestellte Konzept der „Flying Doctors“. In dieser Art solle es künftig auch weitergehen.