Gleich zwei Fälle von aggressivem Verhalten gegenüber Einsatzkräften gab es am Sonntag: In Graz stieß ein 19 Jahre alter Slowene, nachdem er kein gültiges Busticket hatte, eine Polizistin zu Boden. Sie wurde schwer verletzt. Im Bezirk Weiz ging ein alkoholisierter 55-Jähriger nach einem Sturz auf die Einsatzkräfte los – mehr dazu in Randalierer hielten Polizei auf Trab.
Notarzt: „Frust muss sich offenbar entladen“
Im Weizer Fall war Gerfried Zuser der Notarzt, der den 55-Jährigen nach dem Sturz untersuchen wollte. „Das hat nicht funktioniert, weil er sofort versucht hat, mir mit der Faust ins Gesicht zu schlagen. Dem bin ich noch irgendwie ausgewichen. Er war aber so schwer alkoholisiert, dass er sich nicht weiter aufraffen konnte. Dann ist die Polizei eingetroffen, und dann ist es erst richtig rund gegangen. Wir haben versucht, ihn auf den Sessel zu bringen. Da wurde er so rabiat, dass er mit zusätzlichen Gurten fixiert werden musste“, so Zuser.

Seit 22 Jahren ist der Notarzt im Rettungswesen aktiv. Er ortet eine Zunahme an aggressivem Verhalten gegenüber den Helferinnen und Helfern. „Unter Alkoholeinfluss verlieren viele ihr Vernunft oder ihre Zurechnungsfähigkeit. Auch Personen, die aus anderen Gründen einen Frust haben – da muss sich das offenbar entladen. Wir hatten das ja auch schon gegen die Feuerwehr und das Gesundheitspersonal in den Spitälern“, so Zuser.
Schulungen zum Selbstschutz
Beim Roten Kreuz hat man längst auch einen Fokus auf Gewaltprävention gelegt. In Theorie und Praxis werden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geschult, um mit jeder Form von Aggression umgehen zu können, sagte Matthias Habersberger vom Roten Kreuz Weiz.
„Da geht es rein um den Selbstschutz. Denn, den Helden zu spielen, kann fatal enden. Wir gaben ihnen mit den Schulungen das Werkzeug, sich aus einer Situation herauszubringen und entsprechend zu schützen“, so Habersberger.

Körperkameras für Polizeikräfte
Auch in der Landespolizeidirektion beobachtet man in den vergangenen zehn Jahren einen Anstieg der Fälle: „Wir haben 200 bis 300 solcher Fälle von Widerstand gegen die Staatsgewalt, die angezeigt werden. Das gibt uns auch den Anlass, das in die Ausbildung vermehrt einfließen zu lassen“, so Sprecher Fritz Grundnig.
Zum Schutz vor Attacken sollen Polizistinnen und Polizisten künftig Körperkameras tragen – eine sinnvolle Schutzmöglichkeit, die es für die zumeist ehrenamtlichen Rettungskräfte aber nicht gibt.