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Technik & IT

Mit Ausbildungen gegen Cyber-Kriminalität

Dass Vorsicht im Internet geboten ist, darauf soll am Dienstag der Safer Internet Day aufmerksam machen. In der Steiermark gibt es Ausbildungsangebote, die hier vor allem Jugendliche im Umgang mit Handy und Tablet sensibilisieren sollen.

Den jährlichen Aktionstag gibt es bereits seit 1999. Er wird von der Europäischen Kommission im Rahmen des Safer-Internet-Programms organisiert. Über 100 Länder beteiligen sich weltweit am Safer Internet Day. Welche Gefahr vom Internet ausgehen kann, hat sich erst vor kurzem wieder gezeigt: Die IT-Infrastruktur der Uni Graz war Ziel eines Cyberangriffs – mehr dazu in Hackerangriff auf Uni Graz.

Neue Veranstaltungsreihe in Graz

Wichtiges Wissen über Tücken, Risiken und Gefahren im Internet wird auch in Ausbildungsangeboten bereitgestellt. So läuft beispielsweise in Graz die wöchentliche Veranstaltungsreihe „Phishing, Informationsflut, Datendschungel? Mit digitaler Kompetenz gegen Fake News & Online-Betrug" ab kommender Woche in der Stadtbibliothek Graz Nord.

Schuleinschreibung mit Tablet
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Für Jugendliche gibt es das Angebot „Make IT safe“ in sieben steirischen Regionen, abgewickelt über das jeweilige Regionalmanagement. Dabei werden Jugendliche zu Medienexperten ausgebildet. Sie seien dann Ansprechpartner für andere Jugendliche, so Andrea Pillhofer, die regionale Jugendmanagerin der Region Obersteiermark Ost. „Weil Studien ergeben haben, dass sich Jugendliche, wenn sie Probleme im Netz haben, extrem schwer damit tun, sich an Erwachsene zu wenden, und dass es ihnen lieber ist, dass sie Gleichaltrige oder Freunde haben, an die sie sich wenden mit ihren Problemen. Und das ist ja das Coole an dem Projekt, dass man Ansprechpersonen in der eigenen Schule, im eigenen Jugendverein oder im Jugendzentrum damit schafft“, so Pillhofer.

Die Ausbildung von weiteren 35 Jugendlichen läuft gerade an Schulen in Leoben und Eisenerz. Unterrichtet werden sie von der Grazer „IT-School“. Das steiermarkweite Projekt wird vom Land mit 200.000 Euro gefördert.

Aufholbedarf seit der Pandemie

Für Matthias Jax, Projektleiter von saferinternet.at, ist das ein willkommener Beitrag zum Safer Internet Day mit dem Schwerpunkt „Fake News“ und Informationskompetenz. „Wir freuen uns natürlich über jede Organisation und über jedes Ding, das neu auch aufpoppt, das zum Ziel hat, einerseits Kinder und Jugendliche zu unterstützen, aber natürlich auch Erwachsene, gerade beim Umgang mit dem Internet“, so Jax. Denn gerade seit der Pandemie habe sich gezeigt, dass Aufholbedarf bestehe.

Leichtsinniger Umgang mit Geld und Privatsphäre

Laut dem Internetexperten Thomas Doppelreiter würden vor allem Jugendliche mit dem Smartphone viel zu leichtsinnig umgehen und zu viel von sich preisgeben: „Es ist wirklich so, dass gerade bei jungen Leuten das Bewusstsein nicht da ist für Privatsphäre.“ Die Frage stellt sich, wie weit die Eltern die Kontrolle übernehmen sollen, etwa was den Inhalt betrifft oder die Zeit, die man im Internet vergeudet. Hier rät Doppelreiter in erster Linie zu Gesprächen.

Kind mit Handy
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Die Plattformen im Internet zielen ganz genau auf die Geschlechter ab. Bei Mädchen könnten diese trügerischen Bilder von schönen Körpern zur Gefahr werden: „Bei Mädchen ist sehr häufig das Körperbild, also die eigene Körperwahrnehmung Thema. Man kennt es aus der Werbung schon immer, nur hat es sich professionalisiert und im Internet ist es leichter zugänglich. Bei Burschen ist es sehr häufig im Alter von 14 bis 20 Jahren, da sind es einerseits Sportwetten oder Krypto, also alles, was mit schnell Geld machen zu tun hat.“

Aber auch Erwachsene würden gerne unüberlegt eine App auf das Handy laden, bemerkte der Internet-Experte – für Diätpläne, Sprüche des Tages oder Turnübungen etwa:"Es gibt immer noch Abo-Fallen, wo man irgendwie etwas runterladet und dann muss man monatlich etwas bezahlen."

Soziale Netzwerke als krimineller Umschlagplatz

Wirklich sicher seien auch soziale Netzwerke nicht – egal ob Facebook, Whatsapp, Telegram, Snapchat, Instagram, BeReal oder messenger – so Doppelreiter: „Tiktok hat den besten Algorithmus. Schon nach wenigen Stunden kennt mich TikTok so gut, dass ich nur mehr Videos bekomme, die mich interessieren und das führt dazu, dass ich nach fünf Minuten auf TikTok zwei Stunden auf TikTok bin und das gar nicht merke.“

Apps auf einem Handy
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Dazu kommt, dass diese Plattformen auch immer häufiger zum Umschlagplatz für Kriminelle werden. So bieten etwa auch Drogendealer gefährliche Substanzen auf der Plattform TikTok an. Wer also nur einmal schaut und bestimmte Themen mit Hashtag sucht, könnte durch den Algorithmus im Hintergrund im schlimmsten Fall also etwa auch an die Falschen geraten.

Cybergrooming als zunehmendes Problem

Bereits 27 Prozent aller Kinder und Jugendlichen zwischen elf und 18 Jahren in Österreich haben etwa mindestens schon einmal sexuelle Belästigung im Internet erlebt. Besonders problematisch seien hier laut Doppelreiter soziale Medien, bei denen man live zeigen kann, was man tut oder kann – BeReal oder Snapchat sind diesbezüglich weit verbreitet: „Wo sich eben ältere Menschen auch als junge Menschen ausgeben. Das ist zum Glück gesetzlich verboten, also schon die Anbahnung, aber das kommt gar nicht so selten vor. Da ist es ganz wichtig, nur Leute anzunehmen, die man kennt, dann ist die Gefahr etwas geringer.“

Junge Frau telefoniert am Handy vor einer Internet- bzw. Computer-Server-Anlage (gestellte Szene)
APA/HANS KLAUS TECHT

Besonders unangenehm wird es, wenn ein Bild auf dem Handy erscheint, das von Unbekannten offenbar aus der Nähe verschickt wurde – nicht selten sind das „dick-pics“, also Fotos von männlichen Geschlechtsteilen; möglich ist das mit der sogenannten Airdop-Funktion: „Das heißt, wenn man es eingeschalten hat, kann mir jeder alles schicken. Daher, wenn man im Bus etwa unterwegs ist, ist es durchaus empfehlenswert, nicht alles anzunehmen.“