Krankenhaus Tamsweg Spital Gesundheit
ORF
ORF
Gesundheit

LKH Tamsweg sperrt steirische Patienten aus

Eine Anordnung des LKH Tamsweg (Salzburg) sorgt für Unmut im Murtal: Die Interne Abteilung nimmt bis zum Ostermontag aufgrund von Personalknappheit keine steirischen Patienten mehr auf. Bei der KAGes versucht man zu beruhigen, von der Opposition kommt Kritik.

Rund ein Viertel aller Patienten des LKH Tamsweg kommt üblicherweise aus der Steiermark. Bis Ostern werden allerdings nur noch Notfälle aufgenommen, heißt es in der Verordnung.

76 Kilometer bis zur nächsten internen Abteilung

Der Krakauer Bürgermeister Gerhard Stolz (ÖVP) fordert eine Rücknahme dieser Maßnahme und ein sofortiges Aus der Patientengrenze, die zwischen Tamsweg und dem Murtal gezogen wird. „Viele aus meiner Gemeinde sind im Landeskrankenhaus Tamsweg tätig. Wir sind von dort rund 20 Kilometer entfernt. Vom LKH Knittelfeld, wo es internistische Betreuung für uns gibt, 76 Kilometer“, sagte Stolz.

Maßnahme rechtlich gedeckt

Man könne in der Region mit der Situation umgehen, versicherte KAGes-Vorstand Gerhard Stark: Am LKH Stolzalpe gebe es seit Dezember neben der internistischen Ambulanz vier Beobachtungsbetten, zudem sei der Weg ins Krankenhaus nach Friesach in Kärnten offen. „Wichtig ist: Die Notfallversorgung funktioniert, und auch die Versorgung der geplanten Patienten funktioniert“, so Stark, man müsse derzeit längere Wegzeiten in Kauf nehmen, das sei mach- und zumutbar.

Rechtlich sei die Einschränkung der Versorgung der steirischen Patienten aus seiner Sicht gedeckt, sagte Johannes Pritz, Jurist in der Gesundheits- und Pflegeabteilung des Landes Steiermark: „Man muss Folgendes machen: Man muss hergehen und sagen: Primär versorge ich die Patienten aus Salzburg, weil die muss ich behandeln – ich bin eine öffentliche Salzburger Krankenanstalt, aber was ich nicht machen darf, ist, einen Patienten, der Erste Hilfe benötigt, abweisen.“

Steirisches Problem selbst gemacht

Im LKH Tamsweg herrsche – wie jeden Winter – Hochsaison, dazu komme eine akute Personalknappheit. Man wolle keine Landesgrenzen hochziehen, habe aber einen Versorgungsauftrag des Landes Salzburg für den Lungau, erklärte der Sprecher der Salzburger Landeskliniken, Wolfgang Fürweger. Er ortet in der Steiermark auch ein hausgemachtes Problem: „Ich möchte nicht die Gesundheitspolitik der Steiermark beurteilen. Fakt ist, dass vor einigen Jahren auf der Stolzalpe die Internistische Abteilung geschlossen wurde. Damals hat man noch ganz stolz verkündet, was das an Geld spart.“

Betroffene wünschen sich Eingreifen der Politik

Trotzdem müsse regionsweise gedacht werden, sagte der Murauer Bezirksrettungskommandant Hubert Bacher. Denn für sein Team und die Patienten sei der aktuelle Beschluss des LKH Tamsweg mühsam: „Es bindet unsere Ressourcen. Wir haben die Autos viel länger im Einsatz, die eigentlich für Notfälle greifbar sein sollten. Die Planung ist ganz schwierig.“ Bacher und Stolz wünschen sich nun, dass sich die Politik in Salzburg und der Steiermark einschaltet und die Angelegenheit löst.

Bogner-Strauß: Einseitige Schuldzuweisungen helfen nicht

Alle Bundesländer stünden vor derselben Herausforderung, hieß es dazu am Donnerstag von der steirischen Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP), einseitige Schuldzuweisungen würden nicht weiterhelfen, sagt sie in einer Aussendung.

„Gerade im oberen Murtal wird Kooperation in der Versorgung schon lange gelebt. Natürlich werden auch weiterhin steirische Patientinnen und Patienten akut in Tamsweg versorgt. Um die Versorgung in der Region zu verbessern, wurden im Dezember auf der Stolzalpe für die Innere Medizin Beobachtungsbetten und eine Akutambulanz eingerichtet, die sich in der derzeitigen Situation bereits bewähren“, so Bogner-Strauß weiter. Ein Interview wollte die Landesrätin dem ORF Steiermark nicht geben.

FPÖ: „Hiobsbotschaft für die Steiermark“

Bei der FPÖ Steiermark sprach man wiederum von einer „besorgniserregenden Entwicklung“ und kritisierte hier vor allem die steirische Landesregierung: „Der fragwürdige Aufnahmestopp für steirische Patienten ist ein weiterer Beleg dafür, dass Leistungsreduktionen und Zentralisierungen im steirischen Krankenanstaltensektor ein Fehler sind. Sollte das Vorgehen des Tamsweger Spitals in Niederösterreich, Oberösterreich, dem Burgenland und in Kärnten Nachahmer finden, dann steht der Steiermark eine Gesundheitskrise ungeahnten Ausmaßes bevor“, so der steirische FPÖ-Chef Mario Kunasek.

Es brauche, so Kunasek weiter, „raschest einen Dialog über die Landesgrenzen hinweg, um die Versorgungssicherheit für steirische Patienten garantieren zu können. Landeshauptmann Christopher Drexler (ÖVP, Anm.) ist jedenfalls aufgefordert, umgehend mit den Regierungschefs der anderen angrenzenden Bundesländer, insbesondere Salzburg, in einen Dialog zu treten. Die FPÖ wird das Thema auch in den Landtag tragen.“

Grüne für bundesländerübergreifende Zusammenarbeit

Auch die Grünen fordern eine bundesländerübergreifende Zusammenarbeit im Spitalswesen: Die Länder sollen demzufolge im Rahmen der Finanzausgleichsverhandlungen zu einer gemeinsamen Planung und mehr Zusammenarbeit im Spitalswesen gezwungen werden.

„Da das Spitalswesen kompetenzrechtlich Ländersache ist, ist sich jedes Bundesland naturgemäß selbst das nächste. Die Herausforderungen im Gesundheitswesen lassen es nicht mehr zu, dass jedes Land sein eigenes Süppchen kocht. Das aktuelle Beispiel zeigt, dass eine verstärkte Kooperation im Spitalswesen unumgänglich ist“, so der grüne Gesundheitssprecher Georg Schwarzl, der an die Landesregierung appelliert: „Die Finanzausgleichsverhandlungen müssen dazu genutzt werden, die bundesländerübergreifende Planung und Zusammenarbeit im Spitalswesen zu verankern.“

NEOS fordert Notfallplan für oberes Murtal

NEOS Steiermark kritisierte die „Patientengrenze“ ebenfalls und forderte Sofortmaßnahmen der Landesregierung, um die regionale Gesundheitsversorgung sicherzustellen. Landtagsabgeordneter und Gesundheitssprecher Robert Reif meinte: „Die Gesundheitsversorgung im oberen Murtal wird seit Jahren stiefmütterlich behandelt.“ Die Salzburger Maßnahme sorge nun für große Verunsicherung.

„Das Aussperren der steirischen Patientinnen und Patienten ist eine weitere Hiobsbotschaft für unsere Region. Die Aufnahmesperre gefährdet die Gesundheitsversorgung in und rund um Murau“, so Reif. Es brauche einen Notfallplan für die Gesundheitsversorgung im oberen Murtal.

KPÖ beruft Aktuelle Stunde im Landtag ein

Die KPÖ hat am Donnerstagnachmittag angekündigt, im Landtag eine Aktuelle Stunde zum Aufnahmestopp im LKH Tamsweg einzuberufen. „Der jahrelange Zusperr-Irrweg von ÖVP und SPÖ rächt sich nun bitter. So kann es einfach nicht weitergehen!“, wird Werner Murgg in einer Aussendung zitiert.