Das betroffene Pflegeheim
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Chronik

Missbrauchsverdacht bestätigte sich nicht

Gegen einen Mitarbeiter eines Pflegeheims im Norden von Graz ist unter anderem wegen des Verdachts des sexuellen Missbrauchs sowie wegen Quälens und Vernachlässigens wehrloser Personen ermittelt worden. Nach dem Bericht der Kriminalpolizei bestätigten sich die Vorwürfe nicht.

Den Verdacht aufgeworfen hatte eine anonyme Anzeige bei der Bezirkshauptmannschaft Graz-Umgebung – diese wurde, so Bezirkshauptmann Andreas Weitlaner, umgehend an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet; dort beauftragte man die Polizei mit den Ermittlungen.

Laut Zeitungsbericht

Laut einem Bericht der „Kleinen Zeitung“ soll eine hundertjährige Bewohnerin von einem Pfleger sexuell missbraucht worden sein. Er soll die für die Bewohnerin gedachten Tabletten selbst eingenommen oder in den Müll geworfen haben – die betagte Frau soll deshalb seit Jahren nicht mehr gesprochen haben. Eine andere Bewohnerin des Heims soll monatelang dieselbe Unterwäsche getragen haben, sie sei nicht gewaschen worden.

Zudem sollen viele der rund 60 Bewohner und Bewohnerinnen gehungert haben, hieß es in dem Bericht weiter: Die letzte Mahlzeit gab es angeblich zwischen 15.00 und 16.00 Uhr in Form von Biskotten, bereits ungenießbares Essen sei mit Käse überbacken noch einmal serviert worden. Mehrere Mitarbeiter sollen dem Bericht zufolge die Missstände an die Heimleitung gemeldet haben, vor allem den sexuellen Missbrauch – daraufhin sei der Pfleger lediglich mit Stockwerkverbot belegt worden.

Senecura-Pflegeheim
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Kriminalpolizei legte Bericht vor

Fünf teils ehemalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen Anfang Februar Anzeige erstattet haben. Die Kriminalpolizei ermittle seit Anfang Februar, so Staatsanwalt Christian Kroschl am Freitagvormittag. „Die Vorwürfe der Anzeige haben sich nicht bestätigt“, sagte Kroschl Freitagnachmittag, nachdem die Kriminalpolizei ihren Bericht vorgelegt hatte. Das weitere Vorgehen werde nun noch geprüft, doch die Ermittlungen könnten damit eingestellt werden.

Betreiber: „Schmutzkübelkampagne“ gegen Mitarbeiter

Vom Pflegeheimbetreiber Senecura hieß es in einer Aussendung am Freitag, dass sowohl die interne als auch die polizeiliche Untersuchung ergeben hätten, dass es in dem betroffenen Heim keine Missstände gegeben habe. Senecura sprach von einer „Schmutzkübelkampagne“ gegen bestimmte Mitarbeiter. Weiters hieß es in dem Schreiben, dass Senecura Klage wegen Verleumdung einreichen werde.

Pflegeombudsfrau war zu Besuch

Die Pflegeombudsfrau des Landes, Michaela Wlattnig, hatte das Heim erst vergangene Woche im Rahmen eines Sprechtags besucht, da war es nicht auffällig: „Ich habe auch aufgrund der Vorfälle in anderen Bundesländern angeordnet, dass wir die Pflegeheime im Rahmen der Sprechtage auch besuchen, das haben wir bei den Senecura-Heimen auch gemacht, und in puncto Beschwerden, die zu uns gekommen sind, waren sie nicht auffällig“, so Wlattnig.

Von der Gesundheitsabteilung des Landes hieß es am Freitag, die Pflegeheime werden durchschnittlich zweimal pro Jahr von der zuständigen Gesundheitsbehörde kontrolliert.