Hühner der Rasse Lohmann
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Chronik

Schwere Vorwürfe gegen Hühnerschlachthof

Der Verein gegen Tierfabriken (VGT) erhebt einmal mehr schwere Vorwürfe gegen einen Schlachtbetrieb: In dem steirischen Hühnerschlachthof sollen mehrere gesetzwidrige Vergehen dokumentiert worden sein. Der betroffene Betrieb nimmt die Vorwürfe offenbar ernst.

Laut VGT wurden in dem Schlachthof Beschäftigte mehrmals dabei gefilmt, wie sie Hühner gegen einen Container geschleudert haben – so wurde den Tieren der Schädel und das Genick gebrochen.

Das sei aber nur eines von mehreren gesetzeswidrigen Vergehen – der Verein habe die Videos gesichtet und spricht von unfassbaren Zuständen: So seien etwa Tiere nach der Betäubung aussortiert und weggeworfen worden – manche seien vermutlich schon tot gewesen, andere offensichtlich nicht. Der Schlachthof arbeite mit einer mehrphasigen Kohlendioxidbetäubungsanlage, was in der Theorie als fortschrittliche Methode angesehen werde, so der VGT, die Praxis zeige jedoch systematische Probleme und Tierleid.

„Zigtausendfaches Tierleid“

Containerweise würden Hühner in die Anlage gekippt, fallen übereinander, einige würden an den Klappen hängen bleiben – mehr als 60 solcher zappelnden Tiere pro Tag sollen in den Aufnahmen gezählt worden sein. Eine Nachbetäubung oder Kontrolle des Betäubungserfolges habe man in den Videos nicht wahrgenommen.

„Wir können bei diesem zigtausendfachen Tierleid in Österreichs Schlachthöfen nicht einfach zusehen – und die österreichische Bevölkerung sicherlich auch nicht. Wir fordern die Verantwortlichen in Wirtschaft, Handel und Politik auf, Verbesserungen endlich umzusetzen. Von den Behörden erwarten wir eine genaue Ermittlung der Missstände“, sagte David Richter vom VGT.

Geflügelbranche sieht Kampagne des VGT

Der Geschäftsführer der Geflügelwirtschaft Österreich, Michael Wurzer, sprach von einer „handwerklich durchaus professionellen“ Kampagne des VGT gegen die Geflügelbranche – es handle sich aber um eine scheinheilige Debatte: „Handel und Konsumenten erwarten von der Branche möglichst billige Produkte.“

Die verbreiteten Bilder seien nicht repräsentativ für die Branche: „Da werden aus Tausenden Stunden rechtswidrig produzierten Videomaterials die negativsten Szenen herausgepickt, aber das entspricht nicht den generell hohen Standards in unserer Branche“, so Wurzer.

Branche fordert faire Preise für Landwirtschaft

„Über Jahre hat man Fleisch als Lockmittel zur Kundenwerbung eingesetzt, hat mit ‚Extremaktionen‘ das Tier und die bäuerliche Arbeit systematisch entwertet“, kritisierte auch die Initiative Oekoreich – die Handelskonzerne müssten hier umdenken. „Wenn sie wirklich was ändern wollen, dann sollen sie den Landwirten endlich ordentliche Preise zahlen und aufhören, den Kunden einzureden, dass sie ein Kilogramm Hühnerfleisch um drei Euro kaufen sollen. Das wäre tatsächlich ein konkreter Beitrag“, so Sebastian Bohrn-Mena von der Initiative, Nachfolgerin des Tierschutzvolksbegehrens. „Dubiose, oftmals selbst verliehene Siegel sind hingegen nichts weiter als billige Show.“

Betrieb droht Mitarbeitern mit Konsequenzen

Der betroffene Betrieb trägt laut eigener Website das AMA-Gütesiegel. In einer Stellungnahme des Betriebes gegenüber dem ORF heißt es, dass ein solches Verhalten völlig inakzeptabel sei – für die betreffenden Mitarbeiter hätte das Verhalten arbeitsrechtliche Konsequenzen. Das gesamte Team sei mit diesen Bildern konfrontiert worden, um zu zeigen, dass ein derartiges Verhalten nicht geduldet werde.