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APA/ Hand Klaus Techt
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Wissenschaft

Stress und Long Covid: Studienteilnehmer gesucht

Bei bis zu 30 Prozent der Covid-19-Erkrankten bleiben ein Teil der Symptome über mehr als vier Wochen bestehen – Fachleute sprechen dann von Long Covid. Die Med-Uni Graz untersucht nun, inwiefern chronischer Stress ein Risikofaktor ist, und sucht dafür Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer.

Es kann auch Patientinnen und Patienten treffen, die einen milden Verlauf hatten, und reicht von Atembeschwerden über chronische Müdigkeit und Erschöpfung bis zu Magen-Darm-Beschwerden: Das ist die Symptomatik rund um Long Covid – die gesundheitlichen Langzeitfolgen, die nach einer akuten CoV-Erkrankung vorhanden sein können. Viele Betroffene sind davon so stark beeinträchtigt, dass sie nicht mehr in der Lage sind, ihren Beruf auszuüben oder ihre Familie zu versorgen.

„Long Covid kann prinzipiell jeden treffen“

„Über die Ursachen von Long Covid weiß man noch wenig“, wurde jedoch vonseiten der Med-Uni Graz am Montag in einer Aussendung festgehalten. „Es wird angenommen, dass Long Covid prinzipiell jeden treffen kann. Als Risikofaktoren werden Alter, Geschlecht, Übergewicht oder auch die Zahl der Symptome während einer akuten Covid-19-Erkrankung diskutiert“, schildert Studienleiter Christian Fazekas von der Grazer Abteilung für Medizinische Psychologie, Psychosomatik und Psychotherapie.

In der StressLoC-Studie soll nun untersucht werden, ob chronischer Stress vor einer Infektion mit dem Coronavirus dazu führen kann, dass verschiedene Symptome der Erkrankung über längere Zeit bestehen bleiben. In die Studie werden rund 600 Personen, die in den letzten sieben Tagen mit SARS-CoV-2 infiziert waren und Symptome entwickelten, aufgenommen.

„Eingeschränkte Erholung“

Vonseiten der ebenfalls beteiligten Universität Klagenfurt ist Barbara Hanfstingl in das Projekt involviert – die Forscherin hat sich im Bereich Stress und Resilienz spezialisiert. Aus ihrer Sicht bringt chronischer Stress eine Belastung für das Immunsystem mit sich. Sie will diesen daher als möglichen Risikofaktor für Long Covid untersuchen: „Von Infektionen mit anderen Coronaviren sowie anderen viralen Atemwegserkrankungen ist bekannt, dass chronischer Stress zu längeren Krankheitsverläufen und eingeschränkter Erholung führen kann“, hält Hanfstingl fest.

Von Fragebögen bis Haarproben

Die Belastung durch chronischen Stress wird psychologisch mithilfe von Fragebögen untersucht, den Patienten werden aber auch zum Beispiel Haarproben abgenommen: „Durch die Messung der Konzentration des Stresshormons Cortisol im Haar kann die physiologische Stressbelastung im Organismus vor der Infektion analysiert werden“, beschreibt Fazekas den Ablauf.

Der Krankheitsverlauf wird bei den teilnehmenden Personen über ein halbes Jahr beobachtet – so will man feststellen, ob jene Personen, die vor der Infektion eine höhere Belastung mit chronischem Stress aufweisen, auch eher eine anhaltende Covid-19-Erkrankung bzw. Long Covid entwickeln.

Bei den Betroffenen von Long Covid werden die Stoffwechselprozesse im Blut, die mit der Stressreaktion des Körpers in Verbindung stehen, näher untersucht und mit jenen einer Kontrollgruppe ohne Long Covid verglichen.

Der Österreichische Wissenschaftsfonds FWF unterstützt das Projekt, an dem u. a. auch die Wayne State University (USA), die Forschungsgesellschaft Joanneum Research sowie die Universität Klagenfurt beteiligt sind.