Die Staatsanwaltschaft Leoben bestätigte am Donnerstag, dass die Anklage fertig ist: Demzufolge müssen sich fünf verantwortliche bzw. leitende Angestellte des Heims vor Gericht verantworten.
18 Tote nach CoV-Cluster
Hintergrund der monatelangen Ermittlungen war ein CoV-Cluster im November und Dezember 2020: Von mehr als 40 Bewohnern wurden rund 90 Prozent positiv auf das Virus getestet, 18 Bewohner starben in weiterer Folge. Elf Bewohner sollen jedenfalls an und nicht nur mit einer CoV-Infektion gestorben sein, wie laut Zeitungsbericht letztlich auch ein Gerichtsmediziner festgestellt haben soll. Zudem ist von schweren hygienischen Mängeln die Rede – mehr dazu auch in Tannenhof: Gutachten liegen vor (22.7.2021).
Der Betreiber und die Mitarbeiter schienen mit der Situation überfordert, weshalb sogar das Bundesheer zum Assistenzeinsatz anrücken musste – mehr dazu in CoV: Heer übernimmt Pflegeheim im Mürztal (30.11.2020).
Ihnen wird unter anderem die vorsätzliche Gefährdung von Menschen durch übertragbare Krankheiten vorgeworfen – sie sollen es trotz entsprechender Verordnungen unterlassen zu haben, Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sowie Bewohner und Bewohnerinnen auf CoV zu testen, Erkrankte und Verdachtsfälle seien nicht entsprechend isoliert worden, weiters wurde kein Contact-Tracing durchgeführt, und es habe kein Präventionskonzept und keine Anpassung der Hygienepläne gegeben. Außerdem hätten die Beschuldigten nicht ausreichend Schutzausrüstung für das Heimpersonal beschafft und auch kein Geld dafür bereitgestellt. Ein Prozesstermin steht noch nicht fest, der Strafrahmen sieht Haftstrafen von bis zu drei Jahren vor.
Bundesheer im Einsatz
Die Ermittlungen ergaben, dass sich Ende 2020 39 der insgesamt 49 Bewohner im ehemaligen Pflegeheim Tannenhof mit dem Coronavirus infiziert hatten – 18 davon starben in weiterer Folge, elf davon – das bestätigten die Obduktionen – in direktem Zusammenhang mit der Infektion.
Auch ein Großteil des Pflegepersonals war zwischenzeitig am Coronavirus erkrankt, weshalb sogar das Bundesheer anrücken musste, um das Heim zu desinfizieren und die Bewohner eine Woche lang zu betreuen.
Insgesamt 60 Zeugen wurden im Zuge des folgenden Ermittlungsverfahrens einvernommen, laut Staatsanwaltschaft Leoben vor allem mit dem Fokus darauf, ob im Heim die Richtlinien des Gesundheitsministeriums und des Landes von den Heimbetreibern umgesetzt wurden.
Neuer Betreiber, neuer Name
Betreiber des Pflegeheims Tannenhof war zum Zeitpunkt der Vorfälle der Arbeiter-Samariter-Bund Graz – dieser schlitterte im April 2021 in die Insolvenz. Das Heim wurde von einem Kärntner Alten- und Pflegewohnheimbetreiber übernommen und wird seither unter neuem Namen geführt.