Politik

91 Prozent für neue SPÖ-Graz-Chefin Kampus

Die SPÖ Graz hat am Samstag bei ihrer Regionalkonferenz die personellen Weichen für die Zukunft gestellt: Soziallandesrätin Doris Kampus wurde am Vormittag mit 91,01 Prozent der Delegiertenstimmen zur neuen Vorsitzenden der SPÖ Graz gewählt.

Eingestimmt hat sich die SPÖ Graz auf den Parteitag im Arbeiterkammersaal Samstagfrüh mit einem Frühstück und mit dem Slogan „Kampus kann’s“ – bevor es dann am Vormittag zur Wahl der neuen Vorsitzenden kam. Sie übernimmt den Posten von Michael Ehmann und war als einzige Nominierte in das Rennen um den Parteivorsitz der Grazer SPÖ gegangen.

Kampus will Grazer Bürgermeisterin werden

Doris Kampus erhielt bei einer in den vergangenen Tagen durchgeführten Online-Abstimmung 91,01 Prozent der 1.012 abgegebenen Stimmen. Die Beteiligung lag bei 40 Prozent, stimmberechtigt waren 2.500 Mitglieder. Nach der Wahl erhielt die neue Parteichefin der SPÖ Graz erwartungsgemäß Applaus und Standing Ovations. Kampus sagte, sie bedanke sich mit „zitterndem Herzen“ – und ergänzte: „Es gibt uns noch in dieser Stadt. Wir sind wieder da!“ Die gebürtige Weststeirerin bleibt trotz ihrer neuen Funktion als Grazer Stadtparteichefin auch Landesrätin.

Ziel der neuen Grazer SPÖ-Chefin: Sie will die SPÖ Graz wieder an die Spitze bringen und Bürgermeisterin der Landeshauptstadt werden. In ihrer Rede nach der Wahl teilte sie dann auch gleich in Richtung der amtierenden Bürgermeisterin Elke Kahr (KPÖ) aus. Sie habe große Sorge um Graz, weil die Spitzen der Stadt diese zu einem Sozialverein verkommen lassen würden, kritisierte Kampus. Weiters befürchte sie, dass Graz seine Rolle als wichtige Drehscheibe für Südost verspiele und als Wirtschaftsstandort an Bedeutung verliere.

Gekommen, um zu bleiben

Die SPÖ wolle sie als Kraft der Mitte nah bei den Menschen positionieren. „Wir haben in den letzten Jahren Politik ohne euch gemacht“, entschuldigte sich Kampus und sie versprach, die SPÖ werde wieder an der Seite der arbeitenden Menschen in Graz sein. Sie werde sich aber auch scharf abgrenzen von den Freiheitlichen, die Menschen als Sozialschmarotzer diffamierten. Kampus betonte: „Ich bin gekommen, um zu bleiben!“

Landesparteichef Anton Lang legte in seinen Grußworten ein Bekenntnis zur Landeshauptstadt ab: „Die Stadt Graz ist das Herz des Landes und das muss pochen.“ Dafür werde die Sozialdemokratie auch auf Landesebene sorgen, weil im Ballungsraum rund ein Viertel der Steirer lebe. Er betonte auch, dass nicht er Kampus nach Graz geschickt habe: „Ich habe sie gebeten, fast bekniet.“ Sie gehe auch nicht in seinem Auftrag nach Graz, um dort die Rathaus-Koalition zu sprengen. Ihre Mission sei, die Stadtroten nach 25 Jahren im „freien Fall“ wieder in einen Aufwärtstrend zu führen.

Talfahrt der SPÖ Graz konnte bis jetzt niemand stoppen

Dem scheidenden Parteichef Michael Ehmann, der die Partei nach Martina Schröck übernommen hatte, sprach Lang großen Dank aus. Aber auch Ehmann schaffte es nicht, die Talfahrt der SPÖ Graz zu stoppen – im Gegenteil: Die einstige langjährige Bürgermeisterpartei unter Alfred Stingl – er schaffte 1998 noch 30,1 Prozent – verlor massiv an Boden und an Stimmen. Bei der Gemeinderatswahl 2017 stürzte die SPÖ gar auf 10,1 Prozent ab, 2021 wurden die Grazer Sozialdemokraten sogar nur noch einstellig, erreichten 9,1 Prozent der Stimmen und flogen aus der Stadtregierung.