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Soziales

Väterkarenz weiterhin kaum gefragt

Eine Gleichstellung von Mann und Frau ist in vielen Bereichen des Lebens noch in weiter Ferne – so beispielsweise bei der Karenz nach der Geburt eines Kindes. Väterkarenz und Papamonat werden zwar immer häufiger nachgefragt, dennoch bleibt fast immer die Mutter zu Hause beim Kind.

Thomas Gattringer leitet am LKH Graz die Schlaganfalleinheit an der Neurologie. Zu Jahresbeginn widmete der Mediziner aber seinem Sohn Tim die volle Aufmerksamkeit und war für zwei Monate in Väterkarenz: „Damit ich auch eine ganz intensive Zeit mit ihm habe und ihn heranwachsen sehen kann. Es hat sicher noch einmal eine ganz andere Qualität, wenn man auch für die alltäglichen Dinge die erste Ansprechperson ist.“

Erfahrungen durch Väterkarenz

„Wichtig war es vor allem auch deshalb, damit ich wieder im beruflichen Alltag gut Fuß fassen konnte. Es hat mir auch das schlechte Gewissen genommen, wenn ich wieder arbeiten gehe. So habe ich gewusst, er ist gut versorgt mit dem Papa zu Hause“, schilderte Mutter Tamara Gattringer.

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Die Erfahrungen, die Männer in der Väterkarenz machen, können auch im Berufsleben von Vorteil sein

Obwohl die Personalsituation im Gesundheitswesen angespannt ist, wird an der Med Uni Graz versucht, jeden Wunsch nach Papamonat oder Väterkarenz zu ermöglichen. Im Vorjahr waren bereits ein Viertel aller Mitarbeiter in Elternzeit Männer.

„Gesunde Balance“

„Ich glaube, dass es bei der Generation, die jetzt am Arbeitsmarkt ist, eine Selbstverständlichkeit ist, solche Möglichkeiten zu bieten. Dort lernt man Dinge wie Organisationsskills und auch soziale und emotionale Skills, die uns als Arbeitgeber auch entgegenkommen“, sagte Gudrun Posch-Frisee, Personalchefin der Med Uni. Außerdem seien die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zufriedener, wenn es eine „gesunde Balance“ zwischen privaten und beruflichen Verpflichtungen gebe, meinte Posch-Frisee.

Noch immer weniger Väterkarenz

Wenn es um die Kinderbetreuungspflicht geht, ist die Gleichstellung von Mann und Frau immer noch in weiter Ferne. Dabei haben auch Männer zunehmend die Möglichkeit, die Väterkarenz in Anspruch zu nehmen und davon zu profitieren.

Bei der Arbeiterkammer verzeichnet man deutlich mehr Anfragen zur Väterkarenz, doch die Zahl jener Männer, die dann tatsächlich zu Hause bleiben, stagniert auf niedrigem Niveau.

Papamonat für viele nicht leistbar

Die Sorge vor einem Karriereknick sei ein Grund, ein anderer sei laut Bernadette Pöchheim von der AK: „Wenn wir den Vätern erklären, wie der Papamonat bezahlt wird – das sind rund 700 Euro im Monat –, dann sagen viele Familien, das können wir uns nicht leisten. Bei der Väterkarenz ist es ähnlich. Die Familien müssen natürlich rechnen, und nach wie vor ist es so, dass Frauen viel weniger verdienen.“

Nur rund vier Prozent der Männer bleiben zu Hause – und das nicht länger als drei Monate. Die Arbeiterkammer fordert mehr Anreize: „Ganz ein wichtiges Thema, wir haben aktuell die Situation, dass bereits jede zweite Frau in Teilzeit arbeitet. Frauen sind in der Pension akut armutsgefährdet. Wir haben eine durchschnittliche Frauenpension von rund 1.000 Euro.“ Die Väterkarenz wäre ein wichtiger Baustein, um Frauen in ihrer wirtschaftlichen Selbstständigkeit zu unterstützen, hieß es von der AK.