Sujet Frau und Kind an Schreibtisch
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Gesundheit

Viel zu wenige Logopäden in der Steiermark

Einen Mangel an Logopädinnen und Logopäden gibt es in ganz Österreich – die Steiermark hat sogar die wenigsten. Sie therapieren nicht nur Sprachstörungen bei Kindern, sondern helfen auch, Schluckstörungen bei älteren Menschen zu erkennen.

Auf 1.000 Steirerinnen und Steirer kommen derzeit 0,2 Logopäden. Dramatisch wenig, sagt Robert Darkow vom Institut für Logopädie an der FH Joanneum: „Wir haben drei Kassensitze für Logopädinnen in der Steiermark. Für die Versorgung der gesamten Steiermark. Drei Sitze von 252 zugelassenen Logopädinnen.“ Der Rest ist privat und natürlich dementsprechend auch zu bezahlen.

Schluckstörungen bei Senioren beheben

Patienten können sich nur etwas mehr als die Hälfte des Geldes zurückholen. Laut Darkow fatal, denn viele leisten sich Logopäden gar nicht, dabei sei der Bedarf im Land enorm. Etwa ein Fünftel aller Kinder brauche logopädische Unterstützung. Auch Berufsgruppen mit hoher Stimmbelastung – wie beispielsweise Lehrer – bräuchten Unterstützung: „60 Prozent aller Pädagoginnen sind im Laufe ihres Berufslebens auf Logopädie angewiesen.“

Auch ältere Menschen bräuchten deutlich häufiger logopädische Hilfe, als sie diese bekommen, so Darkow: „Die Todesursache Nummer eins in Heimen ist eine Lungenentzündung aufgrund einer Schluckstörung. Schluckstörungen können von Logopädinnen behandelt werden, wir könnten also verhindern, dass unsere Pensionistinnen und Pensionisten in den Heimen an Lungenentzündung sterben.“

Klischee des Frauenberufes

Die meisten Heime beschäftigen keine Logopäden und auch die Spitäler sind laut Darkow unterversorgt: „In Graz verzichtet ein großes Landeskrankenhaus auf die Anstellung einer Logopädin. Das ist die zweitgrößte Stadt einer der reichsten Industrienationen der Welt.“

Die 252 steirischen Logopäden sind laut Darkow ausgelastet, etwa mit Schlaganfallpatienten. Dazu komme eine massive Unterbezahlung und das Klischee, dass Logopädie ein Frauenberuf sei. Aktuell gibt es an der FH Joanneum 42 Studierende, allesamt sind Frauen. „Der Gesellschaft ist die Wichtigkeit der Logopädie nicht bewusst“, so der Experte. Diesen Samstag kann sich jeder, der mehr über den Beruf wissen möchte, an der FH Joanneum in Graz-Eggenberg bei einem Tag der offenen Tür informieren.