Die Liftstützen werden umgelegt – ein Zeichen, oder vielmehr ein Eingeständnis: Der Klimawandel ist nicht im Anmarsch, er ist längst angekommen.
„Mein Herz blutet“
Das Ende einer Ära bewegt vor allem auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Hildegard Berger, Mitarbeiterin der Dachstein-Gletscherbahn, sagt: „Mein Herz blutet, so wie der Gletscher weggeht.“
Es sei ein schwarzer Tag für alle, die auf dem Dachstein arbeiten, ergänzt der Betriebsleiter der Dachstein-Gletscherbahn, Martin Perhab, aber die Entscheidung sei getroffen, und man werde damit leben.
Klimawandel besiegte Dachstein-Gletscher
Der niedrigste Gletscher der Ostalpen, wo aus Naturschutzgründen nicht beschneit wird, resigniert – der Klimawandel hat längst gewonnen: Die Schneedecke auf 2.700 Metern Höhe ging in den letzten Jahren um mehr als 30 Meter zurück, auch heuer habe es statt normalerweise sieben bis acht Meter nur drei Meter Neuschnee gegeben.
Die Weichenstellung auf dem Dachstein sei daher endgültig, sagt Thomas Pitzer, technischer Leiter der Planai-Hochwurzen-Bahnen: „Man hat debattiert, welche Möglichkeiten es noch gebe, damit man den Betrieb fortführen kann. Aber man ist zum Schluss gekommen, dass es sich nicht ausgehen wird.“
Dachstein steuert auf Neuorientierung zu
Jahrzehntelang wurden in Österreich Lifte nur dann abgebaut, wenn sie größeren Anlagen weichen mussten. Diese Zeiten sind vorbei – auf Ausbau folgt Rückbau, folgt Neustart, sagt der Geschäftsführer der Planai-Hochwurzen-Bahnen, Georg Bliem: „Das Hauptgeschäft ist de facto im Sommer, aber auch im Winter haben wir ungefähr 60.000 Besucher. Es gibt eine Neuorientierung auf dem Dach der Steiermark, mit viel Winterwandern, Panorama, Langlaufen, Bergsteigen, Skitourengehen und ab nächstem Jahr mit einer tollen neuen Bergstation.“
Sogar Plus an Gästen auch ohne Skifahrer
Dass der Dachstein Skifahrerinnen und Skifahrer sowie Lifte auf dem Gletscher gar nicht braucht, das belegen neueste Zahlen: Obwohl man heuer den ersten Winter ohne Skifahrer am Dachstein hatte, seien um 15 Prozent mehr Gäste auf dem Gletscher gezählt worden. Viele seien einfach gekommen, um das Panorama und den Dachstein an sich zu genießen, so Bliem.
Der Dachstein sei außerdem nicht nur Tourismusmagnet, sondern auch Jobgarant: 70 Ganzjahresarbeitsplätze seien gesichert – und mit dem Ende der Liftanlagen werde der Anfang der neuen Bergstation eingeläutet. Im Mai 2024 eröffnet der Gletscher neu.