Flughafen Graz
ORF.at/Christian Öser
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Verkehr

Koralmbahn: Haltestelle Flughafen möglich

Die Züge der Koralmbahn werden laut aktuellem Planungsstand ab 2026 in einer vier Kilometer langen Unterflurtrasse am Flughafen Graz vorbeifahren, eine Haltestelle ist nicht vorgesehen. Kritik dazu kam von Landeshauptmann Christoher Drexler (ÖVP). Bei den ÖBB überlegt man, nachträglich eine Haltestelle zu errichten.

In seiner Rede zur Zukunft der Steiermark hat Drexler am Sonntag unter anderem angekündigt, wichtige Infrastrukturprojekte für die Steiermark vorantreiben zu wollen.

Dabei hat er insbesondere seinen Unmut darüber ausgedrückt, dass die Züge der Koralmbahn nicht beim Flughafen Graz halten werden, da dort keine Haltestelle vorgesehen ist – mehr dazu in Drexler: Energiewende als Thema der Zukunft.

ÖBB: Haltestellenbau nachträglich möglich

Auch die steirische Wirtschaft fordert seit Langem einen Halt beim Flughafen, baulich sei es möglich, nachträglich einen solchen zu errichten, heißt es am Montag von den Österreichischen Bundesbahnen. Die Züge der Koralmbahn werden laut aktuellem Planungsstand ab 2026 in einer vier Kilometer langen Unterflurtrasse am Flughafen Graz vorbeifahren. Das könnte theoretisch aber noch geändert werden, heißt es von Rosanna Zernatto-Peschl, Sprecherin der ÖBB: „Baulich wäre es nachträglich möglich, einen Halt am Flughafen Graz, entlang der Koralmbahn, zu errichten. “

Jörg Haider hat Haltestelle verhindert

Dass keine Bahnstation vorgesehen ist, geht auf den im Jahr 2008 verstorbenen, ehemaligen Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider (FPÖ/BZÖ) zurück. Es war seine Bedingung, um dem Bau der Hochgeschwindigkeitsstrecke zuzustimmen. Eine Haltestelle würde den Flughafen in Klagenfurt schwächen.

Der aktuelle Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) sei laut seinem Sprecher an einem guten Austausch mit der Steiermark interessiert und für sinnvolle Kooperationen offen. Man habe schließlich auch den gemeinsamen Wirtschaftsstandort Süd im Auge.

Keine Haltestelle sei „Schildbürgerstreich“

Rückendeckung für die Forderung des steirischen Landeshauptmannes kommt heute einmal mehr von der steirischen Wirtschaft. Josef Herk, Präsident der Wirtschaftskammer, sagt: „Das kann nicht sein in einer modernen Zeit, dass man eine Bahnlinie am Flughafen vorbeiführt. Der Landeshauptmann hat das gestern in seiner Rede als ‚Schildbürgerstreich‘ bezeichnet, diesen Ausführungen kann ich mich nur anschließen.“

Haltestelle sei „unabdingbar“

Haltestelle der Koralmbahn am Flughafen Graz wertet zwei Regionen auf und ist unabdingbar, sagt der Präsident der Industriellenvereinigung Steiermark, Stefan Stolitzka. Der Bahnhof wäre in Anbetracht des hohen Stellenwerts der Erreichbarkeit internationaler Märkte für die steirische und die Kärntner Wirtschaft ein entscheidender Zukunftsimpuls, betont Stolitzka.

Projekt sei prioritär zu behandeln

Verkehrsreferent Anton Lang (SPÖ) habe mehrmals bei der zuständigen Ministerin für einen Anschluss des Flughafens Graz an die Koralmbahn urgiert. Es habe bisher keinen Erfolg gegeben, so eine Stellungnahme aus dem Büro Lang. Eine zeitnahe Aufnahme des Bahnhofs am Flughafen Graz in den Rahmenplan der ÖBB sowie eine entsprechende Umsetzung – gerade im Hinblick auf die Einstellung der Flugverbindung des Flughafen Graz zum Drehkreuz Wien-Schwechat – sei von essentieller Bedeutung für die Einzugsgebiete der Steiermark, Kärntens und Sloweniens, so Lang. Das Projekt sei prioritär umzusetzen.

Vizebürgermeisterin Judith Schwentner (Grüne) sei dringend gefordert die Interessen der Stadt Graz bei ihrer Parteikollegin und Ministerin Gewessler in Wien durchzusetzen, so FPÖ Stadtparteiobmann Axel Kassegger. Eine Anbindung an den Grazer Flughafen sei von entscheidender Bedeutung.

Wichtiges Anliegen auch für Flughafen

Flughafen-Geschäftsführer Jürgen Löschnig ergänzt: „Wir haben zwar Gott sei Dank den Regionalbahnhof, der aber nur den Regionalverkehr verbindet, und uns wäre dieser Koralmbahnhof ein wichtiges Anliegen. Wir sehen in der Zukunft ein riesiges Chancengebiet, weil sich viel in Richtung Bahn verändern wird.“

Aus dem Büro der zuständigen Ministerin Leonore Gewessler (Grüne) heißt es heute, aus planerischen Gründen könne mit der Einführung des integrierten Taktfahrplanes nur eine begrenzte Anzahl an Halten zwischen Graz und Klagenfurt eingehalten werden. Die Anbindung des Flughafens werde sich aber verbessern, weil mit der Fertigstellung der Koralmbahn zusätzliche Verbindungen im bestehenden S-Bahn-Netz gefahren werden können, so Gewessler.

Derzeit reisen übrigens nur zehn Prozent der Fluggäste öffentlich zum Flughafen Graz. Die aktuelle Haltestelle S-Bahn ist etwa 400 Meter vom Flughafen entfernt. Auch wenn eine Koralmbahn-Haltestelle nachträglich eingebaut werde, wäre diese unterirdisch rund 200 Meter entfernt. Passagiere müssten diese Distanz zu Fuß zurücklegen.