AVL List Graz
ORF.at/Christian Öser
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Wirtschaft

AVL List nach Dämpfer wieder mit Umsatzplus

Der Technologiekonzern AVL List ist nach Umsatzeinbrüchen 2020 und 2021 in Folge der CoV-Pandemie wieder auf dem aufsteigenden Ast. Im Vorjahr konnte das Unternehmen den Umsatz wieder deutlich steigern. Der Sitz in Graz spielte dabei eine gewichtige Rolle.

Das Technologie-Unternehmen, das weltweit mehr als 90 Standorte betreibt und heuer sein 75-jähriges Bestehen feiert, hatte es in den vergangenen zwei Jahren schwer. Problematisch sei 2021 etwa gewesen, dass viele „Märkte nicht aktiv oder nicht bereisbar waren“, wie etwa Teile von Asien und die USA, schilderte CEO Helmut List im Gespräch mit der Austria Presse Agentur.

Starkes Wachstum im Bereich „neue Technologien“

Das Jahr 2022 konnte schließlich mit 1,86 Mrd. Euro Umsatz abgeschlossen werden und diesen damit im Vergleich zu 2021 (1,58 Mrd. Euro) um 18 Prozent steigern. „Die Erholung setzte schon 2021 ein, den Umsatz haben wir dann 2022 eingefahren“, so List, „und das trotz Komponentenengpässen“.

Rund elf Prozent des Umsatzes fließen in Forschung und Entwicklung. „Die eingesetzten Forschungsmittel haben wir in den vergangenen zwei bis drei Jahren auch weitgehend aufrecht erhalten. Das war und ist mit ein Grund für das starke Wachstum 2022“, sagte List. Besonders kräftig legten die Bereiche neue und nachhaltige Technologien zu: „Rechnet man autonomes Fahren auch noch dazu, sind es 60 Prozent des Umsatzes“, so List.

Graz spielt gewichtige Rolle

Einen gewichtigen Beitrag leisten zahlreiche Investitionen vor allem am Hauptsitz in Graz: 2021 wurde ein „Battery Innovation Center“ (BIC), 2022 ein Testzentrum für Brennstoffzellen eröffnet. In Bau befindet sich die voraussichtlich effizienteste Power-to-Liquid-Anlage Europas. Auch in ein Fahrzeugentwicklungs-und Testgelände in Ungarn mit der Möglichkeit zur Erprobung von Fahrerassistenzsystemen in realer Umgebung wurde investiert. „Wir decken diese neuen Technologien gut ab und können auch genau beurteilen, was wo einsetzbar ist“, sagte List. Bei Nutzfahrzeugen werde etwa der Verbrennungsmotor weiter gefragt sein – allerdings in Richtung Brennstoffzellen und Wasserstoffmotor. Für Pkw dagegen sei die batterieelektrische Lösung im Vordergrund. „Da treiben wir die Forschung an besseren Batterien und Batterie-Packs voran.“

Die neuen Herausforderungen seien nun die hohen Energiekosten sowie die Inflation: „Der Schlüssel ist, die Preise rechtzeitig zu erhöhen“, so List. Das habe AVL seiner Ansicht nach frühzeitig gemacht.

Geschäfte in Russland eingestellt

Beim Stichwort Russland hatte es in den vergangenen Monaten Turbulenzen gegeben. AVL landete auf einer „Liste der Schande“ der Yale University, weil man noch in Russland tätig sei. Das erhaltene Ranking sei nun Anfang 2023 revidiert worden, so List. AVL habe alle Geschäftsaktivitäten in Russland eingestellt und die Veräußerung aller Vermögenswerte eingeleitet.

Auch Personalstand angewachsen

Auch der Personalstand in Österreich sei wieder auf rund 4.000 angewachsen. Angesprochen auf die Debatte um Teilzeit-Kräfte und Vier-Tage-Woche meinte List, dass letztere in großem Umfang äußerst schwierig für die AVL machbar wäre, man müsse für die weltweiten Kunden schließlich erreichbar sein. „Wir spüren dahingehend aber auch keinen großen Druck im Unternehmen. Einzellösungen gibt es natürlich immer.“ Generell sei die Teilzeitquote bei AVL sehr gering.