Neuwirth galt laut Kunstuniversität Graz, wo er von 1975 bis 1983 sowie von 2002 bis 2007 Institutsvorstand und auch Mitglied des Universitätsrates war, als „Architekt“ des international prägenden Grazer Ausbildungsmodells. Geboren am 2. Februar 1939 in Wien, gehörte er einer ausgesprochen musikalischen Familie an: Der Komponist Gösta Neuwirth ist sein Bruder, die Komponistin Olga Neuwirth seine Tochter.
In Memoriam Harald Neuwirth wiederholt Radio Steiermark eine Sendung, die anlässlich Neuwirths 80. Geburtstags gesendet wurde – zu hören am Montag, 3. April 2023, ab 22.00 Uhr in „Jazz at its best“
Vom Klavierstudent zum Jazz-Musiker
Sehr früh begann er mit dem Klavierspiel, er studierte Jus sowie klassisches Klavier am Salzburger Mozarteum und am Grazer Konservatorium. Als Jazz-Musiker war er Autodidakt. In den 1960er-Jahren knüpfte Neuwirth bei Jam-Sessions im Forum Stadtpark und im Jazzkeller „Cave 62“ nicht nur Kontakte zu Musikern. Unter anderem arbeitete er mit Wolfgang Bauer und Gunter Falk sowie mit der Schauspielerin Marianne Kopatz.
Erste Erfolge als Jazz-Musiker verbuchte Harald Neuwirth mit seinen Ensembles „We Three“ und „We Four“, internationales Renommee folgte ab 1966 mit dem Erich Kleinschuster Sextett, dem damals bedeutendsten Ensemble des modernen Jazz in Österreich, das mit Musikern wie Art Farmer oder Joe Zawinul auf der Bühne stand. 1968 gründete er dann das Harald Neuwirth Consorts, bei dem auch die späteren KUG-Jazz-Professoren Karlheinz Miklin und Heinrich von Kalnein spielten.

Generationen profitieren von Neuwirth
An der damaligen Akademie für Musik und darstellende Kunst übernahm Neuwirth bereits 1965, im Gründungsjahr des Instituts Jazz, einen Lehrauftrag für die Hauptfächer Jazzklavier und Improvisation. In seiner ersten Periode als KUG-Institutsvorstand führte er einen neuen Studienplan ein, das sogenannte „Zwei-Säulen-Modell“, das zum internationalen Vorbild wurde. 1982 wurde er zum ordentlichen Hochschulprofessor für Jazzklavier berufen.
Nach seiner Emeritierung im Jahr 2007 wirkte er von 2010 bis 2018 als Mitglied des Universitätsrats der KUG. Einer seiner Nachfolger als Institutsvorstand, Sigi Feigl, selbst umtriebiger Musiker, sagte in einem Nachruf: „Viele Generationen von Studierenden konnten von den großartigen Fähigkeiten, die er als Lehrender am Institut Jazz zu vermitteln wusste, profitieren und hatten dadurch die Möglichkeit, ebenfalls eine höchst erfolgreiche künstlerische Laufbahn zu erlangen“.