Die Aufmerksamkeit für Erkrankungen im Autismus-Spektrum ist in den letzten 15 Jahren deutlich größer geworden und damit auch die Zahl der Diagnosen – das wird von Experten sehr positiv gesehen. Allerdings kann es in der Steiermark bis zu einem Jahr dauern, bis man auch einen entsprechenden Therapieplatz bekommt.
Aufstockung der Therapeuten gefordert
Das sei eine Ewigkeit für die kleinen Menschen, die sich rasch weiter entwickeln würden, sagte der Autismus-Experte Wolfgang Kaschnitz von der Grazer Kinderklinik. Derzeit gebe es rund 25 spezialisierte Therapeuten im Land. Der Bedarf wäre aber viel größer, so Kaschnitz. Er hofft auf „eine Aufstockung der Therapeuten und Therapeutinnen, die sich mit dem Thema besonders beschäftigen und das zweite ist, dass die Finanzierung dieser Therapien auch wirklich gesichert ist.“
Bis ein Therapieplatz frei werde, könne auf Frühförderung gesetzt werden, riet der Experte – schon bei den Kleinsten. „Was bedeuten Gesten von anderen Menschen? Was bedeutet die Mimik eines Menschen? Wenn wir mit jemandem sprechen und einen Blickkontakt haben, dann nehmen wir in Sekundenbruchteilen eine Unzahl von Informationen auf, wie es dem Gegenüber geht. Das machen wir alles intuitiv – und das können Kinder und Menschen lernen. “
Therapie verhilft zu weitgehend normalem Leben
Etwa ein Prozent der Bevölkerung leide an einer Erkrankung im Autismus-Spektrum, sagte Kaschnitz, wobei von den Erkrankten wiederum rund zehn Prozent eine schwere Ausprägung haben. Der Großteil könne, vor allem wenn die Erkrankung frühzeitig erkannt und therapiert werde, ein weitgehend normales Leben führen. Manche der Betroffenen hätten sogar besondere Fähigkeiten, wie ein fotografisches Gedächtnis oder besondere mathematische Begabungen. Zur Förderung dieser Menschen gebe es eigene Therapiezentren in der Steiermark, etwa von den Vereinen Libelle, Magnus oder bei Mosaik und der Lebenshilfe.
Weniger Blickkontakt und verschlossen
Der Autismus-Experte erklärte, woran Eltern erste Signale für eine Erkrankung im Autismus-Spektrum an ihren Kindern erkennen könnten: „Ein in seiner Sozialentwicklung unauffälliger Säugling hat Blickkontakt, schaut die Mutter an, wenn sie ins Zimmer kommt; soziales Lächeln ist vorhanden, das ist bei Kindern mit schweren Störungen im Autismus-Spektrum schon im Säuglingsalter reduziert. Ein in der Sozialentwicklung unauffälliges Kind hat das Bedürfnis, anderen mitzuteilen, was es interessiert – das ist bei Autisten weniger vorhanden. Und dann im Kindergarten zieht sich das Kind eher zurück, unvorbereitete Situationen fallen den Kindern ausgesprochen schwer und da kann es immer wieder zu Wutattacken kommen, die oft interpretiert werden als schlimmes Verhalten – ist es aber nicht. Sie fühlen sich einfach unsicher.“