Pädagogische Hochschule Steiermark entwickelt App zur Früherkennung man Mathematik-Schwäche
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Wissenschaft

Neue App hilft beim Mathelernen

Für manche Schüler ist Mathematik ein Angstfach, für andere Faszination pur. Um schon im Volksschulalter feststellen zu können, wo Stärken und Schwächen liegen, kann schon bald eine App verwendet werden, die derzeit an der Pädagogischen Hochschule Steiermark entwickelt wird.

An der Pädagogischen Hochschule Steiermark wird neben der Aus- und Weiterbildung von Lehrerinnen und Lehrern auch Forschung betrieben. Ziel dabei ist es, neueste Erkenntnisse für den Unterricht zu gewinnen und diese auch rasch in den Schulalltag zu bringen.

Ganz aktuell wird ein digitales Hilfsmittel entwickelt, das mathematische Schwächen, aber auch Stärken erkennt und Kinder so noch individueller für den Mathematikunterricht der folgenden Schulstufen stärken soll.

Denkprozess erkennen und verstehen

Ziffern, Zahlen und Mengen zu verstehen ist nicht einfach. In den ersten Klassen der Volksschulen wird daher versucht, das Mengenverständnis der Kinder auch spielerisch anzuregen. Sitzt das Basiswissen nicht, können Denkfehler, die sich einschleichen, später nur schwer nachvollzogen und korrigiert werden.

„Mathematisches Wissen zu bewerten mag jetzt auf den ersten Blick sehr einfach erscheinen, aber natürlich muss man immer, wenn ein Kind Fehler zeigt, mit dem Kind in den Dialog gehen und schauen, warum ist der Fehler entstanden und wie hat das Kind gedacht. Das ist die Schwierigkeit – den Denkprozess dahinter zu verstehen“, sagte Lehrer Daniel Dulle.

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Die App soll Kinder motivieren, Zahlen richtig einzuschätzen, Mengen zu unterscheiden und Rechenaufgaben zu lösen

Eine App soll den Lehrerinnen und Lehrern künftig als eine Art Diagnosegerät zur Seite stehen. Im Hintergrund laufe ein ausgefeiltes Programm, das die Ergebnisse, aber auch die Denkstrategien der Kinder analysiere, weiß Karl-Heinz Graß von der Pädagogischen Hochschule Steiermark: „Man kann sagen, ein Kind rechnet schlecht. Okay, aber warum rechnet es schlecht? Da sind sehr viele Facetten. Das muss man differenziert anschauen, und da haben wir dieses Tool, das wissenschaftlich belegt ist.“

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Pädagoginnen und Pädagogen haben die App gemeinsam mit Fachleuten der Uni Graz entwickelt – neurowissenschaftlich und psychologisch ein aufwendiges Projekt, gehe doch einiges in unseren Köpfen vor, wenn wir rechnen, schilderte Stephan Vogel von der Uni Graz: „Grundsätzlich ist es nicht nur auf ein Areal beschränkt, sondern ganze Netzwerke, die zusammenarbeiten. Zum Beispiel das Frontalgehirn, das eben für das Arbeitsgedächtnis zuständig ist. Aber auch der Parietalkortex, der für das Mengenverständnis zuständig ist."

Schwächen frühzeitig erkennen

Die neue App sollte Lehrerinnen und Lehrern vor allem in den ersten und zweiten Klassen der Volksschule Unterstützung bieten, sagte Graß: „Weil der Förderaufwand, wenn ich das jetzt sehr schnell und rasch erkenne, wesentlich geringer ist. Jedes Schuljahr, wo ich diese Defizite später erkenne, muss ich um einen Faktor 10 bis 20 mehr fördern, und das ist letztlich eine volkswirtschaftliche Fragestellung.“